Bedeutung des Spiels

A. Schlipköter (in: Was sollen wir spielen?)

Wie viele blasse, krankhaft angehauchte Kinder, sowohl Knaben als auch Mädchen, erblickt man heutzutage in unserm Volke! Aus ihnen entwickeln sich nervenschwache Jünglinge und Jungfrauen, denen die Energie zu kräftiger Tätigkeit fehlt. In ihrem ganzen Leben sind sie empfindsame, zärtliche, ja oft genug alberne Naturen. Nervosität und Blutarmut sind daher auch in unserem Zeitalter verbreiteter als je. Wie wenige Menschen sind zu einer größeren Fußtour oder zu einem zwei- bis dreistündigen Spaziergange heutzutage noch fähig!

Der Spielplatz ist dagegen der Ort, wo der Körper gekräftigt, gewandt, geschickt und ausdauernd gemacht werden kann. Spielen und Turnen macht mehr·Vergnügen und ist gesunder als das in mancher Beziehung nichtswürdige Radfahren. „Kehren wir wieder zu der Natur zurück!“ so ruft ein bedeutender Mann uns zu. Das Bewegungsspiel im Freien ist nach Aussage der Ärzte das beste Mittel, um eine allseitige Betätigung der Körperkräfte zu erzielen. Beim Spiele kommt das Blut in schnellere Bewegung; hierdurch wird der Stoffwechsel beschleunigt, Muskeln, Brust und Lungen werden gekräftigt. Die eigene Körperwärme wird durch das Spiel erhöht und damit die Lebenslust und Lebensenergie gesteigert. Die Wangen röten sich, und der Appetit nimmt zu. Jede Spielgruppe hat ihren besonderen Zweck.

Die Singspiele bilden das Stimmorgan, die Laufspiele üben hauptsächlich Füße, Brust und Lungen, die Wurf- und Fangspiele üben namentlich Auge und Hand.

Es denken viele an das Anrecht des Körpers und die Entwicklung so wenig, daß man nicht nur die Schädigungen der Schule, die nun einmal unvermeidlich sind, ruhig hinnimmt, sondern auch die im Hause vermeidlichen, wie z. B. das Lesen von Jndianergeschichten, von Romanen usw., gedankenlos geschehen läßt. Man bekrittelt und bespöttelt oft diejenigen, welche sich mit der Jugend auf dem Spielplatze beschäftigen und hält es alles für Kinderei. Solche überklugen Menschen lasse man nur in Ruhe, sie sind sicher zu bedauern.

Wer Spiele fade Narretei zu nennen sich nicht schämt, dem ist gewiß der gesunde Kern seines Herzens schon verloren gegangen. Sie wissen nicht, daß man gerade im Spiele mit der Jugend wieder jung wird, und daß ein Blick in ein frohes, heiteres Kinderherz ein Blick ins Himmelreich ist. Jeder sollte doch zu der Überzeugung gelangen, daß Übung und Stählung des Körpers eine heilige Pflicht gegen sich selbst, gegen seine Familie und gegen den Staat ist.

Schon bei den alten Griechen und Römern wurde das Spiel sehr gepflegt., Selbst die berühmtesten Gelehrten unter diesen Völkern, wie Jul. Cäsar, Aristoteles, Sokrates u. a., erkannten die Notwendigkeit und die hohe Bedeutung der Spiele. Auch den Japanern, Indern und Chinesen waren schon in alter Zeit Spiele wie Plumpsack, Blinde Kuh u. a. bekannt. · Bei· unsern Vorfahren, bei den Germanen, waren die Spiele mehr kriegerischer Art. In fast allen Ländern und bei allen Völkern waren namentlich die Ballspiele die beliebtesten.

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