Die Macht des deutschen Liedes im gegenwärtigen Kriege (1916)

Professor Dr. Hermann  Tardel , Gymnasiallehrer und Volkskundler (in: Preußische Jahrbücher , Jg. 1916, S. 75 f)

Der Gegensatz zu den Anschauungen des Friedens ist eben zu groß, um ganz ohne Nachteil überwunden zu werden (Vor dem Kriege lehrte man: du sollst nicht töten, im Kriege: du mußt töten, um nicht getötet zu werden). Bei der hohen Kulturstufe unseres Volkes und seiner starken sittlichen Reserve darf man ohne nationale Überhebung aussprechen, daß die schädlichen Nebenwirkungen des blutigen Kriegshandwerkes sich auf ein Mindestmaß beschränken und beschränken werden. Dazu hat auch der von unsern Gegnern bewunderte Gesang unseres Heeres an seinem Teil mitgewirkt, als ein ethisches Heilmittel, denn jedes der bedrängten Menschebrust entströmte Lied ist eine Selbstbefreiung vom Leid, eine Erhebung über das Gemeine und Rohe, ein Sehnsuchtsruf nach Freude und Glück, eine Minderung egoistischer Triebe und ein leises Hervortreten reiner und wahrer Menschlichkeit….

Professor Dr. Hermann  Tardel , Gymnasiallehrer und Volkskundler : Die Macht des deutschen Liedes im gegenwärtigen Kriege , in: Preußische Jahrbücher , Jg. 1916, S. 75 f.. 77, 81, 82, 87 f., 89 f.

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