Militärische Vorbereitung der Jugend (1915)

Jugendkompanien

Der Erlaß über die militärische  Vorbereitung  der Jugend wurde auch an unserer Anstalt freudig begrüßt. Sofort meldeten sich zu den Übungen 80 Schüler aus den mittleren und oberen Klassen. Sie bilden mit etwa 50 Schülern der Comeniusschule (Realschule) zusammen die Jugendkompanie Nr. 13 (Schöneberg). Der 14. September ist der Stiftungstag der Kompanie. Die Führung der Kompanie übernahm auf Veranlassung Seiner Exzellenz des Herrn Generalleutnants Krause der Berichterstatter selbst.

Zugführer sind die Herren Direktor Dr. Stoewer, Prof. Jaegel und Turnlehrer Malin. Auch andere Herren des Lehrerkollegiums, besonders die Oberlehrer Dr. Gerber und Dr. Kappus nahmen an den Übungen teil und leisteten freundliche Unterstützung. Mehr als 20 Jungleute sind im Laufe des Winters aus der Kompanie in das Heer eingetreten und haben die ihnen zuteil gewordene Vorbereitung dankbar empfunden. Sie wurden durch den Eintritt jüngerer Schüler ersetzt. –

Es sei noch hervorgehoben, daß sich die Schüler, die der Jugendkompanie angehören, während des Halbjahres körperlich ausgezeichnet entwickelt haben und daß sie sich auch im Unterricht durch geistige Frische, Umsicht, Gewandtheit und gute Haltung hervortun. Die militärische Vorbereitung wurde aber auch durch den Unterricht in dankenswerter Weise unterstützt. Dies geschah nicht bloß im Turnen durch Ordnungs- und Zielübungen, sondern auch in anderen Fächern.

So wurden beispielsweise im Zeichenunterricht Geländeaufnahmen, Kartenskizzen (auch aus dem Gedächtnis) angefertigt, Profile von Schützengräben, Befestigungswerken usw. gezeichnet, im Deutschen und im Gesangunterricht wurden die vaterländischen Lieder bevorzugt und eingeprägt, in der Geschichte die Entwicklung unserer Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande, in der Erdkunde die Größe und Schönheit unseres deutschen Vaterlandes gern und eingehend besprochen, im naturwissenschaftlichen Unterricht wurde genaues und unbedingt zuverlässiges Wiedergeben von angestellten Beobachtungen geübt, im mathematischen Unterricht wurden Berechnungen mannigfacher Art, die auf den Krieg Bezug nehmen, in Anwendung physikalischer Gesetze angestellt.

Auch der Sprachunterricht, besonders der französische, diente in vielfacher Weise der militärischen Vorbereitung. Klare und genaue Wiedergabe von Gehörtem, Gesehenem und Gelesenem, frisches munteres Antworten ohne Umschweife unter Hervorhebung der wesentlichen Punkte wurde in jedem Unterricht geübt und verlangt. Bei dieser gegenseitigen Unterstützung sind die Zwecke der Schule wie der militärischen Vorbereitung in gleichem Maße gefördert worden. Wir wollen unsere Jugend körperlich und geistig für den Heeresdienst vorbereiten und vor allem auch eine Jugend heranziehen, die dereinst die vielen tüchtigen und vortrefflichen Männer, die auf dem Felde der Ehre geblieben sind, zu ersetzen vermag und der großen Opfer wert ist, die für das Vaterland gemacht werden.

in: Jahresbericht des Königlichen Prinz Heinrichs-Gymnasiums zu Berlin-Schöneberg, Ostern 1915 , Berlin-Schöneberg 1915. S. 26 f.

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