Hier sind wir arme Narrn
Auf Plätzen und auf Gassen
Und tun die ganze Nacht
Mit unsrer Musik spassen
Es gibt uns keine Ruhe
Die starke Liebes-Macht
Wir stehen mit dem Bogen
Erfroren auf der Wacht
Sobald der helle Tag
Sich nur beginnt zu neigen,
Gleich stimmen wir die Laut
Die Harfen und die Geigen
Mit diesen laufen wir
Zu mancher Schönen Haus
Und legen unsern Kram
Papier und Noten aus
Der erste gibt den Takt
Der andre bläst die Flöten
Der dritte schlägt die Pauk
Der viert stößt die Trompeten
Ein andrer aber spielt
Theorb und Galischan
Mit gar besonderen Fleiß
So gut er immer kann
Wir pflegen auch so lang
An einem Eck zu hocken,
Bis wir ein schön Gespenst
Hin an das Fenster locken
Da fängt man alsbald an
Vor der Geliebten Tür
Verliebte Arien
Mit Pausen und Suspir
Und sollten vor der Wacht
Wir endlich weichen müssen
So macht man statt der Händ‘
Die Läufe mit den Füßen
Und also treiben wirs
Oft durch die lange Nacht
Daß selbst die ganze Welt
Ob unsrer Narrheit lacht
Ach schönste Phillis hör
Doch unser Musizieren
Und laß uns eine Nacht
In deinem Schoß pausieren
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in: Narren-Nest von Abraham a Sancta Clara. Wien 1751. III. T. S. 89.
in Des Knaben Wunderhorn I, 1808