Herzlieb, je mehr ich liebe dich
je minder willst mein achten
und wie sehr dein Lieb peinigt mich
Thust mich doch nur verachten
Das aber alles irrt mich nit
Je grimmer du dich thust erzeigen
Je mehr will ich mich zu dir neigen
Mit Dienst und Bitt
Wie kommts, Herzlieb, daß über mich
Du zürnest ohne Maßen
Wie oft hab ich gebeten dich
Du wollst mich sterben lassen
So ich nicht haben könn dein Huld
O weh der großen pein und Schmerzen
So du zufügest meinem Herzen
Alls um Unschuld
Du unfreundliches Jungfräulein!
Von dir werde ich nicht lassen
Ob du schon in dem Herzen dein
mich feinden thust und hassen
Was Wasser soll eh nicht sein naß
das Feuer kein Hitz von sich geben
Und in der Luft kein Vogel schweben
Eh ich dich laß
Tricinia Nova, Melchior Francken (Nürnberg 1611) Nr. IV
in: Hoffmann von Fallersleben , Die deutschen Gesellschaftslieder , 1843