Herzlich tut mich erfreuen
die fröhlich Sommerzeit
all mein Geblüt verneuen
der mai viel Wollust geit
Die Lerch tut sich erschwingen
in ihrem hellen Schall
Lieblich die Vöglein singen
voraus die Nachtigall
Der Kuckuck mit seim Schreien
macht fröhlich jedermann
Des Abends fröhlich reihen
die Maidlein wohlgetan
spazieren zu den Brunnen
pflegt man in dieser Zeit
all Welt sucht Freud und Wunnen
im Maien weit und breit
Es grünet in den Wäldern,
die Bäume blühen frei
die Röslein auf den Feldern
von Farben mancherlei
ein Blümlein steht im Garten,
das heißt Vergißnichtmein
das edle Kraut Wegwarten,
macht guten Augenschein
Ein Kraut wächst in den Auen
mit Namen Wohlgemut
liebt sehr von schönen Frauen
dazu die Holderblut
Die weiß und roten Rosen
Hält man in großer Acht,
Kann Geld daraus gelosen,
Schön Kranz man daraus macht!
Das Kraut Jelänger jelieber
An manchem Ende blüht
Bringt oft ein heimlich Fieber
Wer sich nicht dafür hüt
Ich hab es wohl vernommen,
was dieses Kraut vermag
doch kann man dem vorkommen,
wer Maßlieb braucht all Tag
Des Morgens in dem Tune
die Maidlein waschen gan
Gar lieblich sie anschauen
Die schönen Blümlein stan
Daraus sie Kränzlein machen
Und schenken ihrem Schatz
Tun sie freundlich anlachen
Und geben ihn ein Schmatz
Darumb lob ich den Summer
Darzu den Maien gut
Der wendt uns allen Kummer
Und bringt uns Freud und Mut
Der Zeit will ich genießen
Dieweil ich Pfenning Hab
Und wen es tut verdrießen
Der fall die Stiegen ab!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 379)
bei Georg Rhaw : Bicinia Germanica ( Zwiegesänge ) , 1545
Melodie ebenso in Rotenbucher’s Bergkreyen 1551, Nr. 21 zu: Papiers Natur ist rauschen.
Geistliche Nachdichtung von Johann Walter (1552) Gleicher Liedanfang