Henneke Knecht wat wultu don

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Henneke Knecht wat wultu don

Henneke Knecht, wat wultu don?
Wultu verdeinen dat ole Lon
Over Sommer bi meck bliven?
Eck geve deck en Par nier Scho
Den Plog kannst du wol driven

Henneke sprack seck en trotzig Wort
„Eck wil nenen Büren deinen vort
Soll Arbeit will eck Haien
Eck wil meck geven up de Se
Des hebb eck gröter Baten

Dat Wif sprack ok en hastig Wort
,Wo bist du, Kerel, so bedort
Wultu en Schipmavn werden?
Hacken und roen is din Art
Un plögen in der Erden

Heimele wort bi seck fülven to Rat
Hei koste vor sine Haversat
En Armbrost goet van Prise
Kort Kleer let hei seck schnien an
Recht na der Krieger Wise

Hei nahm den Armbrost up den Nack
Den Köker hei an den Gördel stack
Dat Schwert an sine Tiden
Darme gink hei den wrick den wrack
Na Bremen let hei glien

As Henneke to Bremen binnen quam
Gink hei vor enen Schipper stan
Sprak: „Schipper, leve Here!
Will ji meck vor en Schipknecht han
Vor enen Roderere?

Eck woll deck gerne nemen an
Kanstu vor enen Schipknecht bestan
Wal recht an Schepes Borde
Ick hört an dinen Woerden wal
Du bist en Buer van Arte.“

Henneke schwor enen düren Ed
Nenen kaskern Kerel eck nich wet
To allem Donde unn Sake:
Eck bin in minem Mode so fri
Recht as en wilde Drake.“

Do Henneke Knecht quam up de Se
Stunn hei as en vorjaget Re
En Wort konn hei nich spreken
Hei dachte hen, hei dachte her
Sien Herte woll öm tobreken.

Hei lende sin Höft an Scheepes Bort
En Armes lang* sprack he en Wort
Wol to dersülven Stunde
Wat meck min Wif vorher gefegt
Des kom eck nu to Funde

De Wind de weit, de Hon de kreit
Dat Wedder bat was gar unsted
Dat Meer ganz ungehüre
Het eck den Plog in miner Hand
Den woll eck Wal balde stüren

Is hir denn nu Nemand bekant
De meck bringt in dat Sasfenland
Wal twisten Dister unn Leine
Wal to des edlen Forsten Hus
Dat Hus tom Lauensteine

Och is hir nu Nemand bekant
De meck bringt int Bronswiker-Land?
Eck wilt öm Wal belonen:
Eck wil öm geven min Haversat
Darto en Schepel Bönen.“

De ösk düt Ledken erst erdacht
Heft Henneken van der Se gebracht
Dat ön de Lüse nich freien
Sönnern hei warnt all goe Gesellen
Dat sei nich sin vormeten

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1539 „Henneke Knecht“)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1500 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)


CDs und Bücher mit Henneke Knecht wat wultu don:

Anmerkungen zu "Henneke Knecht wat wultu don"

Böhme: „Das ist ein Spottlied auf einen seefahrenden Bauernburschen und gibt ein ergötzliches Beispiel von Übertretung des alten Sprichwortes: „Schuster bleib bei deinem Leisten!“ Abfassungszeit: 15, Jahrhundert. Nach einem fliegenden Blatt von 1645 abgedruckt in Gräters Bragur II, 312. Daher Wolff, Historische Lieder S. 767. Auch in „Baringii descriptio Salae principatus Calembergici“. Oder „Beschreibung der Saale im Amt Lauenstein. Lemgo 1744. II, 153. Uhland 171 nach diesen Quellen und dem „Niederdeutschen Liederbuch“, Anfang. des 17. Jahrhunderts — Wunderh. II, 1808, S. 151 (nach Gräter). Birlinger’s Ausg. III, S. 645. Ich fand das niederdeutsche Lied auch in J. Heck’s Liederhandschrift vom Jahre 1679, dort auch die lat. Übersetzung: übereinstimmend mit der bei Baringius. Hoffmann von Fallersleben bringt sie in einer besonderen Schrift: „Canticum servi henneke“ Anfang: „Henninge, serve: si voles . . .“

Die Melodie dazu war der Jakobston „Wer das Ellent bawen will“), den ich vorgesetzt habe. Denn über einem Spottlied auf die Reformation („Gott myn herre, dy is wol kunt“), entstanden und abgedruckt in J. Berckmann’s Stralsunder Chronik. Stralsund 1835. Anh. S. 223, steht: „Up de wyse sunte Jacobs: Latst Hcnneke knecht wat“. „En armes lang“:  Die Seekrankheit mit Erbrechen ist damit angedeutet.“