Hehr und heilig ist die Stunde
Brüder, die uns heut vereint
zu dem schönen, grossen Bunde
dem der Stern der Liebe scheint.
Zeiten kommen, Zeiten gehen
unser Bund, er wird bestehen.
Dem Vergänglichen ergeben,
ist der Menschen niedrer Sinn,
unser Wollen, unser Streben
geht auf bleibenden Gewinn.
Vieles wird dem Tag zum Raube,
aber nimmer unser Glaube.
An das Irdische gekettet
ist der Sterblichen Geschlecht;
Liebe nur und Hoffnung rettet
das verlorne Götterrecht;
in den Sternen ist’s geschrieben,
hoffen sollen wir und lieben
Nicht der Eid ist’s, der uns bindet
Herzen knüpft ein höh’res Band;
was die Stunde bringt, verschwindet
in des Lebens Unbestand;
Alles weicht aus seinen Schranken
unser Wille kann nicht wanken.
Alles Wahre, Schöne, Gute
kommt uns von der Erde nicht;
mit des Adlers kühnem Mute
blicken wir ins Sonnenlicht.
Die nicht um Gemeines ringen,
kann auch das Geschick nicht zwingen.
Grauenvolle Nacht umhüllet
öfter ird’schen Lebenspfad,
und des Donners Stimme brüllet
und die Macht der Hölle naht;
doch die Erde mag vergehen
wir, wir werden ruhig stehen!
Brüder! bietet euch die Hände
die ihr euch dem Bund geweiht,
ohne Anfang, ohne Ende
wie der Ring der Ewigkeit.
Die den Preis des Lebens kennen
mag das Irdische nicht trennen.
Von der Erde reicht die Kette
zu des Schöpfers Flammenthron,
aber aus dem Kreise trete,
wer nur buhlt um schnöden Lohn.
Unser Tagewerk vergelten
muß der Meister aller Welten.
Text: Alois Schreiber – 1812
Musik: Friedrich Silcher – vor 1823
“ Allgemeines Deutsches Kommersbuch „