An einem Montag es geschach
Dass man Hammen von Reitstett reiten sach
Durch einen grünen Walde
Peter von Zeitenen begegnet ihm balde
Als bald er Junkherr Hammen ersach
Ja, Hammen, Gott geb dir ein guten Tag
Und einen guten Morgen
Du reitest in großen Sorgen.
Hammen, gib dich geduldig darein
Der von Ulm mußt du Gefangner sein
Wolltest mir mein Hütlein rucken
Das dein will ich dir zucken
Peter! man es nit anders gesein
So bitt ich dich durch den Adel mein
Zeuch aus dein scharfen Degen
Nimm mir mein edles Leben!
Hammen, das enthun ich nit
Dein edles Leben nimm ich dir nit
Ich will dich weder hauen noch stechen
Die von Ulm müssen sich rächen
Sie bunden ihm Händ, sie bunden ihm Füß
Und würfen ihn auf ein hohes Roß
Und eilten mit ihm sehre
Sie forchten viel Landsherren
Dem Fröulin von Österreich kamen die Mähr
Wie Hammen zu Ulm gefangen läg
Es wollt nit länger beiten
Gen Ulm wollt sie bald reiten
Da sie gen Ulm eine reit
Der Bürgermeister ihr entgegenschreit
Nach adelichen Sitten:
Wend ihr für Hammen von Reistett bitten?
Das Fröulin auf das Rathaus trat
Der Bürgermeister neben sie saß
Ihr seind mein gnädigen Herren
Das Fröulin sollen ihr ehren
Dem Fröulin ward all ihr Bitt verziegen,
Der ganze Rat blieb verschwiegen.
Das Urteil ward gegeben
Hammen war wäger Tod weder Leben
Das Fröulin auf den Turne trat
Ach Hammen, Gott geb dir ein guten Tag
Und einen guten Morgen
Du leist in großen Sorgen
Hammen, gib dich gewillig darein?
Es gaht dir an das Leben dein.
Ich bin für den Rat getreten
Und Hab für dich gebeten
Genaden mir, Frau von Österreich!
Der werte Gott von Himmelreich
Bewahr euch eure Ehre
Euch und andern Fröulin mehre
Ach, werte Frau von Österreich
Bitten für mich also fleißiglich
Daß man mich laß einmauren
So will ich schließen mein Leben so saure
Das Fröulin die Red für d‘ Herren bracht
Das Fröulin ward von ihnen veracht
Kein Gnad mocht sie erwerben
Junkherr Hammen muß sterben.
Da man Hammen aus dem Thurne führt
Man leit ihm an ein grauen Rock
Man zog ihm aus seine Schuhe
Seine Sünd thäten ihm sehr reuen.
Da Hammen fürs Herren Marterbild kam
Nun hören zu, was Hammen sprach
Er fiel nieder auf seine Kniee
Er bat die Gmein, daß man sollt verziehen
Meister, laß mir wol derweil
Meister, ihr sollt mich nit übereiln
Ich will euch ritterlichen halten
Den werten Gott lassen walten
Da man Hammen sein Haupt abschlug
Bald man ihm zu einem Boren trug
Man leit ihn dahin mit Fleiße
In zwei lilachen, waren weiße
Man leit ihn auf einen Hangenden Wagen
Man tät ihn zu sein drei Schwestern tragen
Durch einen grünen Walde
Zu feinen drei Schwestern balde
Die jüngste Schwester das vernahm
Daß ihrer todter Bruder kam
In einer kurzen Stunden
Dreimal war ihr geschwunden.
Ihr Herren von Ulm, wie ist euch so gach
Fürchten ihr nit noch ein größre Schmach
Die euch daraus möcht kummen
über euch und eure Frummen?
Ihr Herren, wissen, was das bedeut
Das Kindlein in der Wiegen leit
Das noch kein Wort kann sprechen
Sein Vater den muß es rächen
Text: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 241 „Hammen von Reistett“)
Abdruck eines fl. Bl. aus dem 16. Jahrhunderts in Gräter’s Bragur VIII, S. 190. Daher Uhland. Nr. 137; Wunderh. 2, 171; v. Liliencron, hist. VL., Nr. 118; Birlinger’s Wunderh. II. 531. Dort nähere hist. Erläuterungen. Der Raubritter Haman v. Reischach zu Dietfurth bei Ulm wird gefangen und enthauptet 1466.