Gut Runst! Ihr Renner in dem Wald
das Pfingstfest ist gekommen
Der Vögel Lied im Laube schallt
den Wanderstab genommen
Die steifen Bäffchen laßt zu Haus
auch Kragen und Manschetten
viel wohler ist´s im alten Flaus
ohn´ alle Sklavenketten
Gut Runst! Der frohe Wandersmann
ohn´ Zipperlein und Grillen
wird sich nach langem Wintersbann
die Sehnsucht wieder stillen
Von Hörschel bis nach Blankenstein
wie einst zu Väters Zeiten
den Rennstieg frank durch Flur und Hain
auf Schusters Rappen reiten
Gut Runst! Was kümmert ihn die Zeit
was Klerisei und Schergen
es findet wahre Lust und Freud´
die Freiheit auf den Bergen
Und wer sie ihm zu stören sucht
gesagt sei´s unverhohlen
der ist in Ewigkeit verflucht
ihn soll der Teufel holen
Gut Runst! Den wackren Rennersmann
bei ungestümen Wetter
Den Sturm nicht ficht und Regen an
noch das Geschrei der Spötter
Wird auch die Lederjoppe naß
bleibt der Humor doch trocken
nur feige Memmen schrecket das
die hinterm Ofen hocken
Gut Runst! Wer sich ein warmes Herz
und Manneskraft erhalten
den packt nicht gleich der Weltenschmerz
er läßt den Herrgott walten
Ihm ist nur wohl beim frohen Sang
wo edle Freuden winken
beim Waffen- und beim Becherklang
beim Wein- und Minnetrinken
Die echte deutsche Art
geht nimmermehr verloren
auf jeder frohen Wanderfahrt
wird neue Kraft geboren
Gut Runst! Die Renner leben hoch
der Rennstieg und Mareile
Der deutsche Geist, er lebet noch
dem deutschen Reich zum Heile
Text: Clemens Thieme – 1905
Musik: auf die Melodie von Wohlauf die Luft geht frisch und rein
in: Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907)