Gut Reiger gut Reiger
Der fischt auf breiter Heide
Da kam der Storch da kam der Storch
Und stahl ihm seine Kleider
Der Habich kam auch here
Und bracht viel neuer Mähre
Wie daß dort vor jenem Holz
Ein Vogelhochzeit wäre
Die Amschel war der Bräutigam
Die Trostel war die Braut
Die war gar schön gezieret
Trug auf ein Kranz von Raut
Was tat die gute Lerche frisch
Sie setzt die Braut wohl an den Tisch
Da stellt man her den Greifen
Auf die Hochzeit zu pfeifen
Der Guckguck der Guckguck
Der schlug die Laute und geigt dazu
Den Geiren den Geiren
Ordnet man zu der Leiren
Zum Hochzeitknecht ward bstellt der Specht
Zum Fendrich war der Adler recht
Der Phönix rein und Haushahn fein
Die zwei sollten Brautführer sein
Der Sperber der Sperber
War aus der Maßen ehrber
Der legt die zwei zusammen
Weils je einander nahmen
Der schwarze Rab der war der Koch
Das sieht man an sein Kleidern noch
Der Spatz der war der Kuchenknecht
Und thät der Sachen eben recht
Darnach kam auch die Eulen
Die that darzu eins heulen
Den Kauzen den Kauzen
Fingens all an zu dauzen
Der Gümpel der Gümpel
Macht ein gräulichs Gerümpel
Das Bläule das Bläule
War gar ein zänkisch Fräule
Der Stiegelitz der Stiegelitz
War gar geschäftig mit seiner Witz
Die Thale die Thale
Man auch beim Haufen sahe
Dem Finken dem Finken
That man heftig zutrinken
Die Hätze die Hätze
Trieb gar ein unnüß Gschwätze
Der Krametvogel klug und weis
Der bracht daher die beste Speis
Der Schnepfe schwer der Schnepfe schwer
Der floge allgemach daher
Der Wiedehopf der lose Tropf
Der schlug den Bräutigam hart an Kopf
Der Koppe feist der Koppe feist
Sie allesammt fröhlich lachen heißt
Der Emmerling der Emmerling
Der war des Bräutigams Kämmerling
Den Kopfe rot den Kopfe rot
Trank man bei dieser Hochzeit ztodt
Der Grünling frisch der Grünling frisch
Setzt sich zu oberst an den Tisch
Das Zeisle das Zeisle
Trucket sich wie ein Mäusle
Krummschnabel frech Krummschnabel frech
Tummelt sich tapfer bei der Zech
Der Sittig grün der Sittig grün
War bei ihn über dMaßen schön
Der Papagei hält ein groß Gschrei
War fröhlich bei den Dingen
Die weiße Gans mit ihrem Kragen
Führet die Braut im Kammerwagen
Das Königlein das Königlein
Mußt auch der Hochzeitpfeifer sein
Die Sprenze die Sprenze
Die gab aus schöne Kränze
Die Ente die Ente
Führet das Regimente
Die Meisen die Meisen
Sah man auch darzu reisen
Der Pfau mit seinem schönen Gfieder
Tanzet mit der Braut hin und wieder
Der Auerhahn der Auerhahn
Wollt sein am Tanz da vornen dran
Der Falke der Falke
Der war ein arger Schalke
Der Faßhahn der Faßhahn
Der fing gar seltsam Händel an
Die Wachtel die Wachtel
Die gab der Braut ein Tachtel
Da machet ihr das Gschößle
Ein wunderbarlichs Pößle
Die Schwalbe die Schwalbe
Blieb bei der Hochzeit halbe
Da rumpelt her die Fledermaus
Der machte man bald den Garaus
Den Weihen den Weihen
den thätens etwas zeihen
Der Strauße der Strauße
Half ihm gar bald herauße
Die Krähen die Krähen
Die that man auch ausspähen
Der Eisvogel gschwind der Eisvogel gschwind
Fand sich auch bei dem Hofgesind
Der Kranich lang der Kranich lang
That auch zur Hochzeit hereingahn
Frau Nachtigall Frau Nachtigall
Ließ sich hören mit schönem Schall
Den Windenhals den Windenhals
Man laden thät herzu oftmals
Das Rebhun das Rebhun
Wollt zu der Hochzeit gar nichts tun
Den Schwanen den Schwanen
Mußt man zur Hochzeit mahnen
Die Hennen die Hennen
Die tat man gar hart brennen
Die Taube schlecht die Taube schlecht
Die kam ungefähr zur Hochzeit recht
Der Stahr und auch der Taucher schnell
Machten bei der Hochzeit ein Gefäll
Der Wannenwehr der Wannenwehr
Der leget ein gar schlechte Ehr
Den Pelican und Speiren
Ließ man allda nicht feiren
Also hat man vernommen
Wer zur Hochzeit ist kommen
Die waren fröhlich bei dem Fest
Zuletzt flog jeder zu seim Nest
Eine der ältesten Fassungen der „Vogelhochzeit“:
Fliegendes Blatt von 1613 – ohne Angabe des Druckortes
Aus Wilhelm Wackernagels Deutschem Lesebuche (2. Teil, 2. Ausgabe, Seite 229 – 232)
daher in Schlesisches Liederbuch (1842, Nr. 43 B)