Gott grüß dir, Bruder Straubinger
freut mich, daß ich dir sehe
Es ist dir wohl nicht unbekannt
daß ich aus Halle gehe
Der Meister und Frau Meisterin
da konnt ich just nicht klagen
doch mit die Aquademici
konnt ich mir nicht vertragen
Jüngst kauft ich auf dem Jahrmarkt mich
ein schwarz-rot-golden Bandel;
da hängt ich meine Sackuhr an
daß sie nicht kunnte fallen,
da kam ein Studio wie ein Gaul
als wollt er mir schier hetzen
schlug mich die Sackuhr um das Maul
das Band riß er in Fetzen
Jüngst bin ich auf dem Faulenpelz
mit meinem Schatz gewesen
da nannten sie mir Knotenpelz
und ihr nen flotten Besen
Und als ich an zu tanzen fing
da scharrten sie mit den Füßen
der Senius steckt ein Bein herfür
daß ich hab fallen müssen
Einst saßen wir beim Apfelbrei
wohl unsrer zwölf beisammen
und sangen manch flott´s Lied dabei
als sechs Studenten kamen
die setzten sich an unsern Tisch
und wollten uns vertreiben
sie rauchten auch so pommerisch
daß man nicht konnt verbleiben
Jüngst ging ich auf die Promenad
mit meinem Schatz spazieren
und als sie da so zärtlich tat
da konnt sie mir schier rühren
da kam ein Studio angerannt:
„Herr Geißbock, woll´ns erlauben!“
riß mich das Mädel aus die Hand
und führt es in der Lauben.
Und wiederum ein andersmal
des Nachts um halber zweie
stand ich vor ihrer Kammertür
und schwur ihr ewge Treue
Da sah ein Studio oben raus
und eh ich´s konnt verspüren
goß er den Nachttopf auf mir aus
da stank ich zum Krepieren
Nun reis ich über Zürich nach Bern
um dort ganz zu verbleiben
und sollt das Mädchen schwanger wer´n
Herr Bruder wird mir´s schreiben
Da müßt ich doch ein Esel sein
ein Kerl, als wie ein Rinde
wenn ich der Vater sollte sein
von das Studentenkinde
Text: Verfasser anonym –
Musik: anoynm , diente als Vorlage für “ O Tannenbaum “
Auf das Lied wird auch unter dem Titel „Gott grüß dich Bruder Straubinger“ verwiesen
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858)