Glückauf Kameraden durch Nacht zum Licht
uns sollen die Feinde nicht kümmern
Wir hatten so manche verzweifelte Schicht
und sahen die Sonne nicht schimmern
Nur einig, einig müssen wir sein
so fest und geschlossen wie Erz und Gestein
Und laßt es euch sagen, ihr Knappen all
ihr Brüder von Osten und Westen
von Norden und Süden und überall
wir müssen uns stärken und festen
Es darf keine Lücke mehr zwischen uns sein
wir müssen stehen wie Stahl und Stein
Seid einig, seid einig! Dann sind wir auch frei
vom Druck der so lang uns umwunden
erkennt doch die Macht von der Brudertreu
von der Kraft, die wir endlich gefunden
Wir sind ein Riese, wenn wir geeint
und können dann trotzen jedwedem Feind
Es lang auf uns lange gewitterschwül
es schien uns erdrücken zu wollen
wir hörten in ahnendem Vorgefühl
ein fernes Dröhnen und Grollen
Nun sind wir vom bleiernen Schlafe erwacht
es dämmert der Tag nach der langen Nacht
Wir sind keine rohe, verwilderte Schar
wir wollen nur menschliche Rechte
wir krümmen keinem Kinde ein Haar
doch sind wir auch klar zum Gefechte
zum Kampf für unser gutes Recht
ein Freier zu sein, doch kein höriger Knecht
Wie die Lampe, die unser Leitstern ist
tief unten im Reiche der Nächte
wie dem Kompaß, der uns die Bahnen mißt
im Labyrinte der Schächte
so folgten wir unsern Führern gern
sie sind uns im Dunkel der leitende Stern
Glückauf Kameraden durch Nacht zum Licht
seid brüderlich alle umschlungen
Gelobt es: „Wir wollen nicht enden die Schicht
bis daß den Sieg wir errungen!“
Den schönen Sieg, der uns allen frommt
daß der Bergmannsstand wieder zu Ehren kommt
Text: Heinrich Kämpchen (1889)
Musik: auf die Melodie von „Wohlauf Kameraden aufs Pferd“
in Arbeiter-Liederbuch (ca. 1910)