HurGelobt sei, der zum ersten erdacht
Daß man in der Münz die Heller macht
Er hats gar wohl besunnen
Mir ist gar oft all meiner Münz
Bis auf drei Heller zerrunnen
Mit dem Heller man groß Schätze macht
Wiewohl mancher den Heller veracht
Niemand laß sich verdrießen
Pfaffen, Mönch- und Frauenklöster
Tun jetz die Schätz beschließen
Elf Geschlecht die nährt der Heller
Pfaffen, Buhlerin, Camesierer
Thut alls vom Heller zehren
Klenkner, Birkschlag und Stabeuler
Muß alls der Heller nähren
Kein Baur, keinKnecht jetz behalten kann
Sie wollen allsammt kriegrisch gan
Kummt keiner zu keim Herren
Sie laufen nur auf der Gart um
Der Heller muß sie all ernähren.
Schwör’n all Übel, Leiden und Macht
Sagen von der und jener Schlacht
Sind nie zu keiner kummen
Ich glaub, daß ihr noch keiner nie
Kein Spieß auf d’Achsel gnummen
Wenn sie dann kommen in die Poß
So briefen sie ohn Unterlaß
So hebt sich Fluchen und Schwören
Die Golster dem Rübalt das Meß langt
Bis den Heller verzehren
Vier Heller man vor Zeiten gab
Einer Bühlerin: jetzt ist es ab,
Ist auf drei Heller kummen
Das machen die faulen Hausmaid
Die in der Stadt gehn umm
Ihr zwo, drei mit einander gan
Körblein sie an den Armen han
Das ist jetzt ihr Bescheide
Welche will ein Buhlerin sein
Soll sich mit eim Korb kleiden
Die Kupplerin sind schuldig dran,
In der Stadt könnens hin und her gan
Tun dort und da einladen:
„Wollt ihr Barkopf oder im Schleier?
Ich bring euchs in ein Gaden!“
Und spricht : „Ich bring dir einen Mann
Der wird dir geben ein guten Lohn
Wenn du tust seinen Willen;
In meinem Haus geh ein und aus
Darfst weder kehr’n noch spülen.“
Das währt kaum einmal oder zwei
So bist du kummen in ein Geschrei
Niemand will dich mehr halten
Bist unter d’wilden Schregen gut
Und in dem neuen Walde
Wenn du deine Ehre hast verlor’n
Kupplerin spricht: Dein Glück sei da vorn
Sie wöll‘ dir helfen zu Ehren
Hängt dir ein frummen Gesellen an
Derselb soll dich dann nähren.
Wenn er dir gibt Geld um Brot und Schmalz
Um Fleisch, Kraut, Milch und um Salz
Vor Faulheit magst nit kochen
Gehst deiner alten Schalkheit nach
Hebst mit ihm an ein Pochen.
Darauf laufst du von ihm aus dem Haus
Bei der Kupplerin gehst ein und aus
Sprichst, wolltest zu ihm nicht mehre
Zum Letzen lauft er auch darvon
Dein Kind muß der Heller nähren.
Das g’schicht jetzt viel, das hör ich klagen
Ich wills einmals dem Löwen sagen
Muß jagen mit seinen Winden
Buhlerin, Kuplerin in Pegnitz mit
Zu Fürt wird mans wohl finden.
Wenn ihr dann lang habt getrieben an
was bringt ihr dann zuletzt darvon?
Die Pocken und die Lähme
Darnach müßt ihr dann Bettlerin sein
Den Heller tund ihr nehmen.
Jungfrauschaft, liebt Gott und macht die Eh!
Laßt darvon und tuts nimmer mehr!
Das rat ich euch in Treuen.
Was ihr mir wünscht, begehr ich nicht,
Jörg Graft macht das Lied neue
Text_ J. Graff (um 1550) und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III 81894, Nr. 1770 „Das Lied von dem Heller“)
Ein für Sittengeschichte wertvolles Gedicht von J. Graff; es ist ein Straflied gegen Kuppelei. (Böhme)
Text auf einem fliegenden Blatt 8, 4 Bl. : „Hübscher Lieder zwey. Das Erste, Es wollt ein Reyger fischen. Das ander, von dem Häller, fast kurtzwcylich zu singen. Gedruckt zu Nürnberg durch Valentin Newber“. (Um 1550). Abdruck im Weimarer Jahrbuch 4, 424 — Altdeutsches Liederbuch Nr. 488. Nochmals diese zwei Lieder zusammen auf einem fliegenden Blatt ohne Druckort (Mitte des 16. Jahrhunderts). Andere Drucke: Weller I. 211, Nr. 52 —