Geh ich einsam durch die schwarzen Gassen

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Geh´ ich einsam durch die schwarzen Gassen
schweigt die Stadt, als wär´ sie unbewohnt,
aus der Ferne rauschen nur die Wasser
und am Himmel zieht der bleiche Mond.

Bleib‘ ich lang vor jenem Hause stehen
drin das liebe, liebe Liebchen wohnt,
weiss nicht, dass sein Treuer ferne ziehet
stumm und harmvoll wie der bleiche Mond.

Breit‘ ich lange sehnend meine Arme
nach dem lieben, lieben Liebchen aus,
und nun sprech‘ ich: Lebet wohl, ihr Gassen!
Lebe wohl, du stilles, stilles Haus.

Und du Kämmerlein im Haus dort oben
nach dem oft das warme Herze schwoll,
und du Fensterlein, draus Liebchen schaute
und du Türe, draus sie ging, leb wohl!

Geh‘ ich bang nun nach den alten Mauern
schauend rückwärts oft mit nassem Blick,
schliesst der Wächter hinter mir die Tore
weiss nicht dass mein Herze noch zurück.

Text: Justinus Kerner (1786-1862)


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