Zwanzigtausend Menschen brüllen
Boxen, hüpfen wie die Füllen
Schwenken Hüte, schwingen Stöcke
Werfen in die Luft die Röcke
Schwitzen bis ins Jägerhemde
Küssen sich, wiewohl sie Fremde
Brave Onkels, dicke Tanten
Sind Mänaden und Bacchanten
Und der Lederhändler Kraus
Zieht sich fast die Hosen aus
Ward die Menschheit, qualgebettet
In das ew’ge Glück gerettet?!
Wurde in geweihten Stunden
Ewiger Jugend Born gefunden?!
Ist zum Segen aller Frommen
Der Messias angekommen –
Oder gar nach bitteren Jahren
Stadtrat Breitner abgefahren?!
Hühneraugen – Kukirol -!
Massen-Orgiasmus – Goal!!
Nicht die Schlacht bei Pavia –
Hakoah schlug Slavia!
Ist die sportliche Betörung
Grund zu gründlicher Empörung?!
Weist der Taumel des Verstandes
Auf den Krach des Abendlandes?
Keineswegs, geliebte Menschen!
Dankbar will den Sport ich benschen
Denn es geht ja nicht um Geld –
Bubenjung wird hier die Welt!
Text: Fritz Löhner-Beda: Nach dem 5:3-Sieg von Hakoah Wien über Slavia Prag in der Wiener Krieau am 5. April 1925 in der „Wiener Sonn- und Montagszeitung“. Fritz Löhner-Beda war damals Ehrenpräsident von Hakoah Wien.