Nicht sing ich jetzt von inn’rem Leid und Glücke
Das einzig meiner Seele nur gehört
Ich weise meines Schicksals Weh zurücke
Vom Gramversinken bin ich aufgestört
Der Gegenwart gilt’s ganz und gar zu leben
All ihren Stürmen will ich hin mich geben
Auf ihrem Meere gilt es mit zu schiffen
Und seine Brandung hat auch mich ergriffen
Noch ist’s nicht lang – da klopften in die Hände
Wir jubelvoll zum Zollverein-Beschluß
Der mancher engen Schranke setzt ein Ende
Durch das der Völker Trennung fallen muß
Nicht lange ist’s daß uns die Eisenbahnen
Zum schnellen Anschluß an die Nachbarn mahnen
Die Deutschen nun zu Kindern eines Landes
Geeint im Segen eines Liebesbandes
Und drauf am Rhein, in dem ein Hort begraben
Von deutscher Freiheit liegt noch ungehoben
Da klang ein Lied: „Sie sollen ihn nicht haben!“
Als Frankreich drohte, klang mit Trotzes Toben
Und eh verhallt das Lied – ein neu Getön
Vom Rheine her wie Glocken hell und schön:
Vollendet wird der Dom – es muß gelingen
Mit Gott wird deutscher Geist das Werk vollbringen
Der Dom in Köln zur Ehr dem Christengotte
Doch dient dem Gott der Freiheit nicht die Welt?
Noch ein Lied braust – es gilt der deutschen Flotte
Dem deutschen Banner, das ihr zugesellt
So rief Begeisterung mit kühnen Sehnen
Durchs Vaterland mit immer neuen Plänen
Da plötzlich drang ein Schreckensruf in’s Land
Schweigt! donnerts laut – denn Hamburg steht in Brand!
Wie einst im Feuerbusch der Herr erschienen
Dem heilgen Manne im gelobten Land
Erschien er jetzt und weckt uns ihm zu dienen
Durch Feuersgluten jählings uns gesandt
Aus seinen Trümmern steige Hamburg wieder
Schön wie ein Dom und stark wie mächtge Türme
Zu seinem Aufbau rufen deutsche Brüder
Das ganze Deutschland steht dem Bau zum Schirme
Nun lenkt nach Hamburg jedes Herz das Steuer
Und unsre Liebe macht das Fahrzeug flott
Zur alten Hansa ziehn wir, ihr getreuer
Verbündeter, das ist ein Wink von Gott
Ein Wink das Deutschland jetzt ein Volk geworden
So schaun wir lächelnd durch der Zukunft Pforten
Da steht das Vaterland in neuem Glanz
Ein alter Baum doch stark und frei und ganz
Louise Otto-Peters, 1842