Es ritt bei frühem Nebelgrau
Ein Jäger in den Wald
Er kehrte Heim im Abendtau
Nach seinem Aufenthalt
Was sah er da?
Tirili Tirila
Was glänzt so hell im grünen Hain
Was blinkt an Stromes Lauf
Ein Mädchenschleier weiß und fein
Von Gold ein Krönchen drauf
Was that er da
Tirili Tirila
Leis schlich er hin an Ufers Rand
und rührt den Schleier an
„Was hat der Waidmann mein Gewand
Und meine Kron getan?“
Was sab er da?
Tirili Tirila
Die zartste Maid im Mondenschein
Zwei Dirnchen wunderhold
Die strählten ihr die Härelein
In Zöpfe hell wie Gold
Was sagt er da
Tirili Tirila
Ach allerschönstes Mägdelein
Willst du die meine sein?
„Soll Otternkönigs Töchterlein
Den grünen Waidmann frein ?
Aha ahi!“
Tirila Tirili
Wie stolz und höhnisch kleines Ding
So mild von mir begrüßt
Ist die der Jäger zu gering
Der Fürst des Waldes ist
Was tat er da
Tirili Tirila
Er nahm den Schleier und die Kron
Und schwang sich in die Höh
Das nimm du Spröde dir zum Lohn
Ade Prinzeß ade
Ahi aha
Tirili Tirila
Husch! taucht das flinke Nixen-Chor
Hinab in Wassers Schoß
Und zischend schießt ein Heer hervor
Von Ottern klein und groß
Und was geschah?
Tirili Tirila
Der Jäger treibt durch Berg und Tal
Mit scharfem Sporn das Roß
Doch stets sich ringelnd sonder Zahl
Stets züngelnd folgt der Tross
Und was geschah?
Tirili Tirila
Der Jäger flieht, ermattet fällt
Zuletzt sein treues Pferd
Er selbst von Otterngift geschwellt
Und blutend sinkt zur Erd
Ey ey Aha!
Tirili Tirila
Text: Johann Friedrich Kind (vor 1818)
in: Friedrich Kind’s Gedichte, zweiter Teil · Band 62, S. 292