Der Trippstrill war ein frommer Knecht
Und nahm mit seiner Faust das Recht
Zum fraß aus jeder Pfanne
Aus Schwabenland ein grober Bursch
Mit Mark in festen Knochen
Dem seine Mutter nicht den Brei
Mit Wasser mußte kochen
Er soff beim alten Hirschenwirt
Vom weißen und vom roten
Und hat wenn’s Kerbholz ward gebracht
Nur Hohn und Spott geboten
Je mehr er schluckte von dem Wein
Rumorte er noch dreister
Mir gilt nicht einen Pfifferling
Der Rat und Bürgermeister
Mit Ritterschaft und Pfaffentum
Da hat es jetzt ein Ende
Die schneiden keinen Braten mehr
aus eines Bauern Lende
Die Junker hörten schweigend zu
Den überfrechen Worten
Die lange gingen schon im Schwang
Durchs Land an allen Orten
Die Staudenhechte waren feig
Vom Durst und Hungerleiden
Und ließen ihre Flederwische
Still stecken in den Scheiden
Sie legten sich in Hinterhalt
Das Fell ihm durchzugerben
Und setzte sich zur Wehr der Gauch
So sollt am Fleck er sterben
Trippstrill nur kehrte um den Spieß
Und machte kein Geflunker
Er gerbte mit dem Eschenschaft
Die Haut der edlen Junker
Nun ließen ihn fortan in Ruh
Die dürren Krippenreiter
Und wenn er in die Schenke kam
So rückten sie gleich weiter
Sie schimpften auf das Bauernpack
Mit seinen langen Spießen
Das früher nur ein schwacher Zwerg
Erwuchs zum starken Riesen
Was nützt uns nun das wild Getier
Auf Schilden und auf Helmen
Wenn wir im Harnisch hoch zu Roß
Uns decken vor den Schelmen
Es hilft auch nichts mit dem Geschick
Zu pochen auf das blaue Blut
In einem fort zu hadern
In mürb gewordnen Adern
Jetzt bleibt uns nur das Habermus
Zu unsern sechszehn Ahnen
Zum Wappen mit dem Wolf und Greif
Auf unsern alten Fahnen
Der Kaiser Maximilian
Hat dieses Werk verbrochen
Daß mit dem Spieß das Rittertum
Vom Sattel wird gestochen
Dem Frundsberg der von unsrer Sipp
Auch bleib es nicht vergessen
Dass jetzt der Ritter und sein Roß
Nichts finden mehr zum Fressen
Den Trippstrill aber werden wir
Noch nehmen bei dem Kragen
Wenn zwischen Stiefel und dem Schuh
Der Streit wird ausgetragen
Doch seltsam ging’s im Lauf der Zeit
Die Landsknecht blieben oben
Die Ritter wie die Spreu im Wind
am Eisenwall zerstoben
Die traten selber dann in Sold
Bei dem verlornen Haufen
Und sind zu Fuß auch mit dem Spieß
Von Land zu Land gelaufen
Der Trippstrill hat dazu gelacht
Grüß Gott ihr Spießgesellen
Ihr schwimmt daher wie dürres Holz
Auf wilden Sturzbachs Wellen
Gezwungen hat Euch nur die Not
Dass ihr vom Gaul gestiegen
Der Teufel wenn er Hunger hat
Dann fängt und frisst er fliegen
Doch zwischen uns die Brüderschaft
Wird gar dicht lange dauern
Der Junker und der Pfaffe bleibt
Allzeit der Feind der Bauern
Text: Heinrich von Reder, aus: Die Gesellschaft
in: Der arme Teufel, Detroit, Michigan, 13. November 1897