Der Spielmann stimmt seine Geigen
Und spricht zu ihr
Du sollst dein Kunststück zeigen
Komm, geh mit mir!
Der Spielmann geht mit ihr vor ein Schloß
‚ s ist Nacht, der Spielmann fiedelt drauf los
Der Spielmann sagt: ’s ist nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug
Vor dem Schloß ist ein Garten
Mit Bäum‘ und Pflanzen
Die können die Zeit nicht erwarten
Zu tanzen
Der Spielmann fiedelt vor dem Schloß
Die Bäume tanzen alle drauf los
Der Spielmann spricht: ’s ist nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug
Im Garten ist ein Weiher
Darin sind Fisch
Die hören auch das Geleier
Und tanzen frisch
Der Spielmann fiedelt vor dem Schloß
Die Bäum und die Fische tanzen drauf los
Der Spielmann spricht: ’s ist noch nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug.«
Im Schlosse drin sind Mäuse
Der Spielmann spielt auf
Die Mäuse hören leise
Sie wachen auf.
Der Spielmann fiedelt vor dem Schloß
Bäume, Fisch‘ und Mäuse tanzen drauf los
Der Spielmann spricht: ‚ s ist noch nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug
Im Schloß sind Tisch und Bänke
Die werden wach
Sie kommen aus dem Gelenke
Und tanzen nach
Der Spielmann fiedelt vor dem Schloß
Bäume, Fische, Mäuse, Bänke tanzen drauf los
Der Spielmann spricht: ’s ist noch nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug
Sind denn keine Menschen vorhanden?
Der Spielmann spricht
Ich spiele mich schier zu schanden
Sie hören nicht
Bäume, Fische, Mäuse, Bänke tanzen drauf los
Wollen die Menschen nicht aus dem Schloß?
Der Spielmann spricht: ’s ist noch nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug.
Da wird das Schloß auf einmal ganz
Lebendig
Es stellt sich auf die Spitz und tanzt
Unbändig
Der Spielmann spielt, es tanzt das Schloß
Die Menschen schlafen noch immer drauf los
Der Spielmann spricht: ’s ist noch nicht genug
Ich muß fiedeln noch einen Zug
Da tanzt das Schloß bis in Stücken es geht
Mit Krachen
Nun hören es endlich die Menschen im Bett
Und erwachen
Sie hören den Spielmann spielen vorm Schloß
Und tanzen nun auch mit dem andern Troß
Der Spielmann spricht: Nun ist es genug
Doch will ich fiedeln noch einen Zug.
Warum denn noch einen?
Wegen des Männleins in der Gans
Muß das auch an den Tanz?
Wird gleich erscheinen
Text: Friedrich Rückert, 1813
in: Fünf Märlein zum Einschläfern für mein Schwesterlein
hier Der Kinder Lustfeld (1827)