Früher, früher, da war das Leben schön
Da konnt man noch bei mir ’n Tausenmarkschein sehn
Heute, heute, da ist das Geld sehr knapp
Ich pumpe mir drei Mark und zahle jährlich ab
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört Lauter Pleiten!
Früher kurbelte man seinen eignen Wagen an
Und jetzt fährt man gratis vorne auf der Straßenbahn
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört: Lauter Pleiten!
Mein Mercedes, der ist futsch! so sprach Herr Cohn,
Und mir bleibt nur noch die Auto-Suggestion.
Früher, Früher, da war ich elegant
Da war ich noch mit meinem Schneider gut bekannt
Heute, heute, treff ich den Schneider wo
Dann mach ich einen Bogen gleich – das sowieso
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört: Lauter Pleiten!
Früher zog man sich mit Nerz und Zobel nobel an
Und jetzt bleibt man schuldig den gefärbten Dobermann
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört: Lauter Pleiten!
Auch mein letzter Anzug sieht schon aus – sehr mies
Weil ich ihn zum dritten Mal schon wenden ließ
Früher, früher, da hatte, Gott sein Dank
Der kleinste Säugling schon ein Konto auf der Bank
Heute, heute, da schwärmt man meistens sehr
Für’n bargeldlosen, ungedeckten Scheckverkehr
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört: Lauter Pleiten!
Man bezahlt nur noch mit Wechseln heut im deutschen Land
Da wird selbst der frömmste Jude noch zum „Protestant“
Miese Zeiten! Miese Zeiten!
Wo man hinsieht, wo man hinhört: Lauter Pleiten!
Hab ich heute keine Dollars, keine Pfund –
Denk ich: Gott, die Hauptsach ist, man ist gesund.
Text und Musik: Willy Rosen ( um 1925 / 1926)