Fritz war ein herzensguter Junge
Und Lernen war ihm nur ein Spiel
Doch auf den Wohlschmack seiner Zunge
Hielt leider Fritzchen gar zu viel
Ihm that´s im Erd und Himbeersuchen
Von allen Jungen keiner nach
Und traun! er war um ein Stück Kuchen
Geklettert auf das Rathhausdach
Mit Diebstahl hätt er sein Gewissen
Um alle Welt zwar nicht beschwert
Allein im Punkt der Leckerbissen
War´s doch nicht ganz so unversehrt
Selbst ein paar Kirschen oder Pflaumen
Zu stehlen hielt er für erlaubt
Denn ach ihm hatte schon sein Gaumen
Die Herrschaft über sich geraubt
Doch diesmal fand der gute Schlucker
Sich sehr betrogen Wie er sah
Stand nichts als nur ein wenig Zucker
In einem irdnen Näpfchen da
Mit seinem nassen Finger düpfte
Der Leckermund das Näpfchen aus
Und aus dem offnen Fenster schlupfte
Der Dieb gleich einer Katz heraus
Doch bald fing er sich an zu krümmen
Gleich einem Wurm und ächzt und schrie
Denn solch ein Brennen solch ein Grimmen
In den Gedärmen fühlt er nie
Vergebens war´s um Hülfe flehen
Sein Naschen bracht ihn mördrisch um
Was er für Zucker angesehen
War größtentheils Arsenikum
Text: Leopold Friedrich Günther von Goeckingk (1780)
in: Campe Kinderbibliothek (Hamburg , 1784) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)