Frisch auf der Tag erwacht (Wandern am Rhein)

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Frisch auf Frisch auf der Tag erwacht
zu Ende ist die bange Nacht
die Nebelgeister fliehn
Die Dämmerung gebiert den Tag
laut grüßt ihn schon der Wachtelschlag
erwacht, erwacht, es tagt

Aurora hält in roter Pracht
den Einzug schon
Sie folgt auf Schritt und Tritt der Nacht
die halb entflohn
Mit Donner öffnet sich das Tor
im Ost und Sol tritt draus hervor
der junge Tag, er lächelt hold
besäumt von roter Strahlen Gold
und Lunas Schimmer ist erbleicht
seit Helios sein Antlitz zeigt

Steht auf und laßt uns wandern
am schönen grünen Rhein
von einem Ort zu andern
im Morgensonnenschein
wie wandert sich´s so schön am Rhein
durch Waldesnacht und Sonnenschein
bald Rebenlaub, bald Tannengrün
begrüßt uns im Vorüberziehn

Und überall, wohin ich zieh
hör ich die alte Melodie
des Rheines mächtig Rauschen
die köstlich hier zu lauschen
Der Nachen treibt auf grüner Flut
der Bursch im Kahne schwenkt den Hut
das Mägdlein neigt das Haupt zum Gruß
der Kirchturm spiegelt sich im Fluß
der Sonntagsglocken Festgeläut
begleitet unsere Weisen
der Vögel Sang schallt weit und breit
des Schöpfers Macht zu preisen

Die Blümlein, die am Wege stehn
due Blümlein weiß und blau
erglänzen heute doppelt schön
im frischen Morgentau
und munter springt der Wiesenquell
das Bächlein fließt nochmal so schnell
als wollt es mit uns eilen
und unsere Freuden teilen

Hier trennen unsere Wege sich
lieb Bächlein nun ade
Vielleicht daß ich im Dörflein dich
noch einmal wiederseh
Im ersten Wirtshaus kehr ich ein
das uns am Wege liegt
erquicken uns mit Bier und Wein
wenn uns die Hitze drückt

Und ziehn wir durch die Straßen
dann gehn die Fenster auf
und zeigt sich uns ein Mädchen
so grüßen wir hinauf
Undweicht die Schöne spröd zurück
so halten wir am Haus
und singen ihr von Liebesglück
gleich guckt sie wieder raus

Drum sehn uns alle Mädchen gern
das merken wir am Kichern
und ziehen wir zum Ort hinaus
so winken sie mit den Tüchern
wir ziehen unsere Straße fort
der Weg fällt uns nicht lang
ein muntres Lied, ein scherzhaft Wort
verkürzet uns den Gang
wie wandert sich´s so schön am Rhein
durch Waldesnacht und Sonnenschein
bald Rebenlaub, bald Tannengrün
begrüßt uns im Vorüberziehn

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Neues Liederbuch für Artilleristen (1893, dort unter Volkslieder)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1890 : Zeitraum:
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