Freu dich, du edles Wien
Dass du nun wieder worden frei
Wie ist dir doch zu Sinn
Dass du der Türken Tyrannei
Befreit gleichsam aufs neu?
All Furcht ist nun dahin
Dein tapfrer Kommandant
Graf Starhemberg, der deutsche Held
Tät ernsten Widerstand;
Vieltausend Türken hat gefällt
Und sie den Toten zugesellt
O! Wien, der Türken Schand!
Vierzigtausend und mehr
Vor Wien bereits geblieben sein
Durch tapfre Gegenwehr
Also dass auch der Grandvezier
Wütig und rasend worden schier
Mit seinem Türkenheer
Er hat den Untergang
Geschworen Wien mit Grimm und Wut
Dir ward dennoch nicht bang
Traust Gott und der gerechten Sach
Der wendet auch dein Ungemach
Und deiner Feinde Zwang
Er stellt gut Ordinanz
Graf Starhemberg mit Witz und Mut
Gab acht auf seine Schanz
Was bei der Nacht der Feind tentiert
Am Tag er wieder ruiniert
Dass blieb kein Splitter ganz
Manch Stürmen ward verbracht
Sie fanden allzeit Gegenwehr
Bei Tag und auch bei Nacht
Graf Starhemberg sie tapfer drüllt
Die Gräben lagen angefüllt
Der Türkenhund man lacht
Sehr man mit Stücken schoß
Es regnet gleichsam Feuer ein
Man gab sich doch nicht bloß
Granaten, Bomben groß und klein,
Viel Feuerballen insgemein
Man achtet es nicht groß
Graf Starhemberg mit Mut
Ließ heben Stein und Pflaster auf
Zu stören solche Wut
Man deckt Böden und Dächer ab
Dass es so leicht nicht Unglück gab
Die Gegenwehr war gut.
Als dies nicht helfen wollt
Der Großvezier entbot hinein
Man sich ergeben sollt
Sonst wollt er weder groß noch klein
Verschonen. Nein, es kann nicht sein
Ihr Hunde fort euch trollt
Graf Starhemberg sprach frei
Dass er ihm nichts geständig sei
Als: Pulver, Eisen und Blei
Ließ heben viel Gegitter aus
Zerhauen, schoß damit hinaus
Das macht den Türken Graus.
Sie gruben als die Mäus
Und fingen zu minieren an
Starhemberg spart keinen Fleiß
Mit Gegenminen sie aufsucht
Und viel zerstöret ohne Frucht
Ihm ist und bleibt der Preis.
Inzwischen der Entsatz
Ward auf das fleißigst konsultiert
Wie endlich dieser Platz
Möcht zeitlich werden sekundiert
Der Angriff wurde resolviert
Es gab ein scharfe Hatz.
Hört an die Tapferkeit!
Der Polenkönig in Person
Zum Angriff war bereit
Herzog von Lothringen, desgleich
Viel brave Helden aus dem Reich
Es war nun Fechtens Zeit.
Der tapfre Sachsenfürst
Kurbayern Markgraf von Bayreuth
An Feind gingen gerüst
Die Sachsen, Bayern insgemein
Als eine Mauer gestanden sein
Nach Türkenblut gedurst
Es macht durch Schreiben kund
Herzog von Lothringen in Eil
Graf Starhemberg mit Grund
Dass der Entsatz nun nahe sei
Und man sich einst der Not befrei
Zu der erwünschten Stund.
Den Wald rekognosziert
Graf Dünewald, der tapfre Held,
Kein Feind ward da verspürt
Die christlich Armee insgemein
Bei hunderttausend stark tät sein
Die ward an Feind geführt
Der Feind ward aufgesucht
Er hat zum Schlagen wenig Luft
Und gab gar bald die Flucht
Ließ Läger, Zelt, Geschütz im Stich
Sucht nur zu retirieren sich
Es gab erwünschte Frucht
Kartaunen groß und klein
Haubitzen auch dergleichen, hier
Dreißig gezählet sein
Sammt achtundzwanzig Pöllern mehr
Viel Feuerbomben hin und her
Man setzte tapfer drein.
Baracken und Gezelt
Fünfzigtausend gezählet sein
Sammt allen Gut und Geld
Viel Proviant, Munition
An Gold vier einhalb Million
Verlor der Türk im Feld
Fürst Waldeck. Dünewald,
Der General Herr von der Ley
Machten sehr gut Anstalt
Gaben dem Feind nach Kriegsgebrauch
Zu kühlen Feuer, Dampf und Rauch
Man setzt drauf mit Gewalt.
Also und dergestalt
Ist Gottlob: die Stadt Wien befreit
Von der Türken Gewalt
Das Christenheer setzt tapfer nach
Zu üben an den Feinden Rach —
O Herr dein Volk erhalt
O Wien, du Freudenstadt
Dein Starhemberg allzeit früh und spat
Für dich gesorget hat
Dass nicht der Römeradler Nest
Zerstöret ward durch Räubergäst
O tapfere Heldentat
Text: Verfasser unbekannt
Musik: auf die Melodie „Ach weh du armes Prag“
in Deutscher Liederhort II 81893, Nr. 320)