Heut muß in’s Leben kühn hinaus
Der Mann nicht nur allein
Die Frau gebunden einst an’s Haus
Tritt in die Reihen ein
Sie rechnet schaltert registrirt
Spielt schneidig ihren Skat
Sie reitet radelt un genirt
Wird Heilsarmeesoldat
Wollt wissen ihr wer nun erwählt
Das beste Theil wohl hat
Wir sind’s die Worte ungezählt
Fernsprechen durch den Draht
Die unermüdlich Stund um Stund
Nach echter Frauen Art
Vermitteln was der eine Mund
dem andern offenbart
Wir stricken auch wie Frauen thun
Am großen Fernsprechnetz
Wir weben ohne je zu ruh n
Von Königsberg bis Metz
Vom Ural bis zum Weltenmeer
Und weiter ohne Wahl
Die Fäden die den Welt verkehr
Beleben ohne Zahl
Verbindung mit nem braven Mann
Wünscht meist ein Mädchen sehr
Drum stellen wir soviel man kann
Verbindung täglich her
Doch diese vortheilhaft sich zeigt
Vor jener ganz gewiß
Weil sie zu trennen kinderleicht
Wenn falsch sie sich erwies
Nach bester Kraft so wirken wir
Am Webestuhl der Zeit
Treu dem Berufe für und für
Und fest in Freud und Leid
Ein Lebehoch drum unserm Stand
Und wer ihm angehört
Vor allen andern bleib im Land
Er immer hochgeehrt
Text: Emma Glaß, Berlin (um 1880 ?)
Musik: auf die Melodie von: Da streiten sich die Leut herum
in „Liederbuch Verband deutscher Post- und Telegraphenassistenten (1898, darin: Lieder Berliner Fernsprechgehülfinnen)