Feldeinwärts flog ein Vögelein
und sang im muntern Sonnenschein
mit süssem wunderbarem Ton:
Ade! Ich fliege nun davon,
weit, weit weit
weit reis´ ich noch heut
weit weit.
Ich horchte auf den Feldgesang
mir ward so wohl und doch so bang.
mit frohem Schmerz , mit trüber Lust
stieg wechselnd bald und sank die Brust
Herz, Herz, Herz
brichst du vor Wonn‘ und Schmerz?
Herz, Herz
Doch als ich Blätter fallen sah
da sagt‘ ich: Ach! der Herbst ist da,
der Sommergast, die Schwalbe zieht
vielleicht so Lieb‘ und Sehnsucht flieht
weit, weit weit
weit, rasch mit der Zeit
weit, weit.
Doch rückwärts kam der Sonnenschein
dicht zu mir drauf das Vögelein,
es sah mein tränend Angesicht
und sang: die Liebe wintert nicht,
nein! nein! nein!
sie bleibet Frühlingsschein!
ja Frühlingsschein!„
Text: Ludwig Tieck (1796)
Steht zuerst in Schillers Musenalmanach für 1799 – dann in dem dramatischen Märchen „Prinz Zerbino oder die Reise nach dem Guten Geschmack“ , Jena , 1799
Musik: in „Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) auf eine traditionelle Volksliedmelodie.
Weitere Kompositionen von Zelter (1801), Carl Maria von Weber, Berger (1825) und von Richard Franz Joseph Heuberger (1850 – 1914)