Fall herein, fall herein, du kühler Tau
fall herein in meinen Schoß
Mein Schatz der ist so weit von hier
der mir nur werden muß
Ei, soll er mir nicht werden
Ich seh ihn doch so gern
Er hat zwei schwarzbraun Äugelein
Sie glänzen wie zwei Stern
Gott grüße dich, schöns Schätzelein
Was hör ich denn von dir?
Du sagst, du wollst mich nehmen —
Und scheidest nun so weit von hier?‘
Ernst saß ich in meinem Schlafkämmerlein
Ich dacht ich wär allein
Da trat der Herzallerliebste mein
Zu mir ins Kämmerlein
Dass ich so weit muß scheiden
Das machen deine Leut
Sie wollen dir einen andern frein
Der hätte viel Silber und Gold
Was frag ich nach dem Reichtum
Was frag ich nach dem Geld?
Ich nehme mir einen Andern
Der meinem Herzen gefällt
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 447d)
Aus Schwalbach (Kreis Wetzlar): K. Becker, Rheinischer Volksliederborn, 1892, Nr. 86. Hier nimmt das Lied einen versöhnenden Ausgang. Ein verwandter Text bei Simrock Nr. 207. „Es ist mir gefallen ein kalter Schnee, gefallen auf meinen Fuß. Mein Lieb ist vierzig Meilen von hier, und das mir werden muß …“ — hat andern Schluß: Wie in den alten Texten spricht der Treulose auf des Mädchen dringliche Frage sich ausweichend aus: Er will erst Hochzeit machen, wenn der Feigenbaum Rosen trägt und es regnet kühlen Wein. Da solches unmöglich, schließt das Mädchen klagend: „So muß ich armes Mägdelein in Schimpf und Schande stehn.