Im schaine 18ner Joahr
als der grouße Umsturz war
Als man verkündet hat
die Republik im Staat
War man so selbstbewußt
und voller Freiheitslust
Man fing das Plündern an:
„Der Freiheit freie Bahn“
Am Bergwerk wurde a grod g’streikt
Drum war der Marktplatz voller Leit
Woi narrisch san in’s Geschäft eig’schuam
U woarn glei in da Wohnung droum
U Umg’schrian hat dau oald wäi gung
U g’wirtschat ham’s we(i) na gung
„Hei(n)t gibt’s koa arm, hei(n)t gibt’s koa reich
hein(n)t san ma alle gleich.“
Da Oi(n), der hout zwäi linka Schouh
A Brennschah hout ar a dazou
A Vetta trägt a schwara Tür
U dazou a Pendeluhr
A Bou(b) mit ner Rolln Stoff fällt hin
A Moa(n) u a Wai(b) däi trog’n a Nahmaschin‘.
So geht’s zu in Saus und Braus
U jeder schleppt irgendwoas na‘ Haus
Am nächsten Tage dann
Fing die Hausdurchsuchung an
Man wußt‘ fei in der tat
Wer oalles mit geplündert hat
Der Oarbat gab’s neat viel
Man kam dann auch ganz schnell an’s Ziel
Da amn’s nur holen koa
Denn der Oi(n) der zeigt den oan(d)ern oa.
Wöi’d Schandarm san in d‘ Stu(b)m äinetret’n
Da hout des Zeuich noch durt g’leg’n
Des wos sie gestern hob’n erbeut
Zan wegrama da war koa Zeit
Da Schandarm da ze(i)gt sei Bücherl glei(ch)
U schreibt der Frau ihr Namen äi(n)
Er schreibt a den gegenstand auf
U ganz bäis sagt des Wie(b) darauf:
„Dau gengans no a in d‘ on(d)ern Stu(b)m
döi hoa(b)m oalles aufi g’ramt am Bo(d)n
Ich sog des Zeig fei neat so her
Zwou Roll’n Stoff ho i alloi’n sch(n) g’seah
U asse g’schaft ham ses mit’n Koarrn
Da Bou(b) is damit zan hamstern g’foahrn“
So ruft des Wie(b) in Saus und Braus:
„Jetzt soag i oalles, soag i oalles a(u)s.“
U als a wenig die Zeit verstrich
Da trafen alle Plünderer sich
Sie san ganz unscheniert
Ins Kittchen äi(n)spaziert
S’woarn fei verschied’ne Leit
Kumma san’s vo(n) weit u breit
U nach‘ ner ganzen Weile dann
Fing glei(ch) die Debatt’n an
Döi Oi(n) sagt:“ Resl, du da(n) Moa(n)
War schuld mit an der Plün’drung droa(n)“
Er sagt ja hei(n)t is necks verbua(d)en
U haut den Rollo affi g’schuab’n
U wal ich halt woar a dabei
So bin mit ins G’schäft glei nei
U hab mir dau wos asse g’fischt
Viel hob i ja neat derwischt
Und wegen sua a wenig’l Zeich so wird
Wird man acht Tage gleich eingespiert
Es is olleweil noch wie’s immer war
Der Kleine ist u bleibt a Narr
So ruft des Wie(b) in Saus und Braus
In drei Tog’n kumm i wieder naus
Es ging noch mehr vorbei bei dieser Plünderei
Denn auch beim Steininger, da war’n die Plünderer
Sie trugen Stoff heraus aus seinem Kleiderhaus
Der nicht ihr Eigentum, drum war die Sach(e) dumm
In Lanz* zum Beispiel wohnt ein Herr,
der trug sein‘ Stoff zum Steiniger
Gab diesem einen Auftrag dann,
einen Überzieher möchte ich hab’n
Wie’s Kleidungsstück in Arbeit war,
da brach herein die Plündererschar
Und nahmen dort mitsamt dem Kitt
den Überzieher a nu mit
Der Herr häiat von der Plünderung,
macht tags darauf gle(ch) an Sprung
Nach Falkenau zum Steiniger,
jedoch der Laden war fast leer
Er fordert sein’n Stoff z’ruck,
der Steiniger mit den Achseln zuckt
„Na machen’s doch koan Saus und Braus
suchen’s sich hier wos Onners aus.“
Ein Fall sei hier nu ang’führt,
der drüb’n in Schönwerth passiert
Als man sich drinnen in der Stadt,
eim Plündern mit beteiligt hat
U wal doch Lachen is g’sund,
geb‘ ich die Sache hiermit kund
Da Bou(b) kam g’stürmt wäi wild,
trug unterm Oarm a Mordsdrum Bild
Er kam äini voller Hast,
derweil man grad beim Essen saß
Der Voda sah beglückt zum Sohn,
daß dieser koa des Plündern schon
Däi Kinder freuten sich gar sehr
und tanzt’n um des Bild umher
Der Voda tritt als stolzer Mann
als Erster a(n) des Bild heran
Doch kaum er dieses hat gesehn,
da war’s um seine Freud g’schehn
Denn das Gemälde stellte vor,
den alten „Centner Isidor.“
Vor Zorn stößt er den Fuß ins Bild
und hat dazu wie wild gebrüllt
„Du dummer Bou(b) , hast denn necks anners g’seah
mit setten Glump kimmst du dauher
wos annera Leit für schäina Sach’n ha(b)m
u du Malaff packst su a Dreck dau zamm.“
Vor Zorn steigt ihm zu Kopf das Blut
Und schreit“Was woll’n mir denn mit’n oalten „Centner Jud“
Und schmeißt den Boub’m in Saus und Braus
Mitsamt dem Bild’l aus dem Haus!
*Lanz (eine Ortschaft bei Falkenau)
Von Johann Riedl , Hamburg, im Dezember 1998 vorgesungen
Original von : Karl Schumann , Zwodau – Falkenau