Fahrend bin ich gezogen durch´s heil´ge römische Reich
gab´s immer was zu trinken, das andere war mir gleich
Herr Wirt, reicht mir den Becher, wir wollen lustig sein
wir wollen tanzen und kosen mit holden Mägdelein
Das Leben währt nit lange, ob es ohn´ End auch ´scheint
es naht zu schnell das Alter, der Freide größter Feind
Zu geistlichen Gesängen ist dann noch Zeit genung
wir singen Schelmenlieder, solang wir frei und jung
Kling, Klang, stoßt an die Kannen, im ganzen Kreis herum
Der Jugend gilt mein Liedel, der Jugend: Willekum
Schon ist der Herbst gekommen, ein Mönch ward der Scholar
Rot sind am Baum die Blätter, ergraut sein dunkel Haar
Noch labt der Wein den Alten, dann fließt sein Blut noch heiß
und schnell für kurze Stunden zerschmilzt des Winters Eis
Dann glänzt wie einst das Auge, schaut´s Mägdlein an so frei
vergißt bei Lautenklängen Choral und Litanei
Es liegt ein süß Erinnern in jedem edlen Trunk
Er singt mit grauen Haaren, als ob er frei und jung
Kling, klang, stoßt an die Kannen im ganzen Kreis herum
Der Jugend gilt mein Liedel, der Jugend: Willekum
Dem Herbste folgt der Winter, wo Schnee die Fluren deckt
wo auch der beste Tropfen dem Alten nit mehr schmeckt
es zittern seine Glieder, die Augen schließt er müd
und träumt, wie hold der Frühling, die Jugend ihm geblüht
dann laßt ihn ruhig welken, entschlummern still und sacht
nach soviel Glück und Leben ist schön die stille Nacht
Ihr aber folgt der Lehre und werdet nimmer müd
und singt zu seinen Ehren der Jugend Preis im Lied
Kling, klang, stoßt an die Kannen im ganzen Kreis herum
Der Jugend gilt mein Liedel, der Jugend: Willekum
Text: Hans Haupt (1903)
Musik: auf die Melodie von „So gwachsen wie a Bamerl“
in Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907)