Es wollt ein Schneider wandern (Teufel)

Es wollt ein Schneider wandern (Teufel)

Es wollt ein Schneider wandern
am Montag in der Fruh
begegnet ihm der Teufel
hat weder Strumpf noch Schuh
He, he, du Schneiderg’sell
Du musst mit mir in d‘ Höll
du musst uns Teufel kleiden
es gehe wie es wöll

Sobald der Schneider in die Höll ’nein kam
nahm er sein Ellenstab
er schlug den Teufeln die Buckel voll
die Höll wohl auf und ab
Hehe, du Schneiderg’sell
Musst wieder aus der Höll
Wir brauchen nicht das Messen
es gehe wie es wöll

Nachdem er all‘ gemessen hatt
nahm er sein lange Scher
und stutzt den Teufeln d‘ Schwänzeln ab
sie hupften hin und her
Hehe, du Schneiderg’sell
pack dich nur aus der Höll
Wir brauchen nicht das Stutzen
es gehe wie es wöll

Da zog er’s Bügeleisen raus
und warf’s ins Höllenfeuer
er strich den Teufeln die Falt’n aus
sie schrien ungeheuer
Hehe, du Schneiderg’sell
geh du nur aus der Höll
wir brauchen nicht das Bügeln
es gehe wie es wöll

Er nahm den Pfriemen aus dem Sack
und stach sie in die Köpf
er sagt: Halt’t still, ich bin schon da
So setzt man bei uns die Knöpf
Hehe, du Schneiderg’sell,
geh einmal aus der Höll
Wir brauchen keine Kleider
es gehe wie es wöll

Drauf nahm er Nadel und Fingerhut
und fing zu stechen an
er näht den Teufeln die Nasen zu
so eng er immer kann
Hehe, du Schneiderg’sell
pack dich nur aus der Höll
Wir können nimmer schnaufen
es geh‘ nun wie es wöll

Darauf fängt er zu schneiden an
das Ding hat ziemlich brennt
er hat den Teufeln mit Gewalt
die Ohren abgetrennt
Hehe, du Schneiderg’sell
marschier nur aus der Höll
Sonst brauchen wir den Bader
es geh nun wie es wöll

Nach diesem kam der Lucifer
und sagt: Es ist ein Graus
Kein Teufel hat kein Wedel mehr
jagt ihn zur Höll hinaus
Hehe, du Schneiderg’sell
pack dich nur aus der Höll
Wir brauchen keine Kleider
es gehe wie es wöll

Nachdem er nun hat aufgepackt
da ward ihm erst recht wohl
Er hüpft und springet unverzagt
lacht sich den Buckel voll
ging eilends aus der Höll
und blieb ein Schneiderg’sell
Drum holt der Teufel kein Schneider mehr
er stehl so viel er wöll

Text: Verfasser unbekannt
Musik: vermutlich P. Meingosus Gaelle (1758–1816)

in Liederhandschrift des Weingartner Benediktiners Johannes (Ordensname „Meingosus“) Gaelle (1777 in Salzburg). Text ähnlich in: Ebermannstädter Liederhandschrift (1750, von Frantz Melchior Freytag, Schulrektor bei Bamberg für den persönlichen Gebrauch)

Liederthema:
Liederzeit vor 1750 - Zeitraum:
Stichwort: Orte:


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