Es wollt´ ein Knabe früh´ aufstehn,
und wollt´ in grünen Wald nach Beeren geh´n.
Und als er kam in Wald hinein
Da pflückt´ er viele rote Erdbeerlein
Und als er wollte heim nach Haus
Da fand er nicht zum grünen Wald hinaus
„Soll ich die Nacht im Walde sein —
Wer tröstet denn daheim mein Mütterlein!“
Er weint und rennet hin und her:
„Ach, wenn ich doch bei meiner Mutter war´!“
Und endlich ist er müd´ und matt
Er sucht im Busch sich eine Lagerstatt
Es singen hell die Vögelein
Er macht die Augen zu und schlafet ein
Da springt ganz leise, husch husch husch
Ein graues Männlein aus dem dunkeln Busch
Graumännlein weckt ihn alsobald
Und führt ihn aus dem weiten, grünen Wald
Und als der Knab´ ins Dorf will geh´n
Graumännlein ist nicht weiter mehr zu seh´n
Froh tritt der Knab´ ins Haus hinein
Erzählet alles seinem Mütterlein
Die Mutter spricht: „Wie froh bin ich!
Ach Gott, wie freu´ ich mich herzinniglich.“
„Den guten Kindern geht es gut,
Die hat der liebe Gott in seiner Hut.“
Text: Hoffmann von Fallersleben (1842)
Musik: Schlesische Volksweise
in Hundert Schullieder (1848, 3. Heft)
Ob Hoffmanns Kinderlied mit positivem Ausgang beeinflusst ist von den Liedern vom verwundeten Knaben im Wald? Der Anfang ist jedenfalls mit „Es wollt´ ein *** früh´ aufstehn“ recht ähnlich.