Es wollt ein Jäger wohl jagen
drei Viertelstunden vor Tagen
ein Hirschlein oder ein Reh
Was begegnet ihm auf Grünheide?
ein Mägdlein in weißem Kleide
die wollt er nehmen zur Eh
Er faßt sie wohl bei der Mitten
und führts in seine Schlafhütten
von Abend bis wieder an Tag
Wolauf, jung Jäger, bei Zeiten!
du hast es verschlafen vor Freuden
ein Jungfrau bin ich noch
Das tat den Jäger verdrießen
er wollte das Mägdlein erschießen
weil sie es so reden tät
Sie fiel dem Jäger zu Füßen
er sollt sie doch nicht erschießen
er sollt ihr verzeihen die Red
Er tat sich gleich wieder bedenken
er wollte das Leben ihr schenken
bis auf ein ander Mal
Sie tat den Jäger wohl fragen,
ob sie grün Kränzlein dürft tragen
auf ihrem goldgelben Haar?
Grün Kränzlein sollst du nicht tragen
weiß Häublein sollst aufhaben
wies andre jung Jägersfraun tun
Jetzt laß ich mein Härlein fliegen
ein ander schön Schätzchen zu kriegen
dem Jäger zu Spott und Hohn
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Vielfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen, aus Schlesien, Franken, Thüringen etc. Mit Benutzung von flieg. Blättern aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 174a)