Es wollt ein Jäger jagen
drei Stündlein vor den Tagen
wollt schießen ein Hirsch und ein Reh
Was begegnet dem Jäger im Walde?
Ein schwarzbraun Mägdlein gar balde
Die gefiel dem Jäger so wohl
Er tät sie freundlich fragen
Ob sie nicht wollt helfen jagen
Zu schießen ein Hirsch und ein Reh
Ach Jäger, lieber Jäger, das kann ich ja nicht
Ein andere Bitte versag ich ihm nicht
Es mag sein was es will
Er faßte sie in der Mitte
Und schwenkte sich mit ihr nieder
Wohl in das grüne Gras
Hier liegen wir beide zusammen
Mit ausgestreckten Armen
Bis auf den hellen Tag
Steh auf, lieber Jäger, gar balde
Die Sonne scheint über dem Walde
Ein Jungfrau bin ich noch
Das tät den Jäger verdrießen
Er wollte das Mädchen erschießen
Wohl um das einzige Wort
Sie fiel dem Jäger zu Füßen
Er sollt sie nicht erschießen
Er sollt ihr verzeihen das Wort
Der Jäger der tät sich bedenken
Er wollte das Leben ihr schenken
Bis auf ein ander Mal
Sie tät den Jäger wohl fragen
Ob sie grün Kränzlein dürft tragen
Auf ihrem goldgelben Haar?
Grün Kränzlein darfst mir nicht tragen
Weiß Häublein sollst du aufhaben
Wie andre jung Jägerfraun auch
„Jetzt laß ich mein Härlein fliegen
Ein‘ braven Burschen zu kriegen
Dem Jäger zu Schand und Spott!“
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1893, „Der verschlafene Jäger“, Nr. 1440)
Ein durch ganz Deutschland gekanntes Lied, das bereits um 1530 in Nürnberg in ähnlicher Form auf einem Fliegenden Blatt gedruckt erscheint (und um 1517 ähnlich in den Niederlanden). Hier nach Erk, Liederhort Nr. 174. Ebenso bis zwei Worte bei Scherer, Jungbrunnen Nr. 135. Melodie aus Thüringen und dem Bergischen 1840. Die Melodie wird überall gekannt und ziemlich gleich. Schleswig 1891: (In Schleswig wird der Melodie ein „Halli hallo“ angehängt, entnommen aus dem Jägcrliede: „Im Wald und auf der Heide“.) * Erk hat h statt a; letzteres schöner und allgemeiner. (Anmerkungen bei Böhme, 1894.)
Böhme merkt an im Liederhort III: „Noch mehrere alte Texte vom verschlafenen Jäger könnte ich mitteilen, doch der Leser wird genug haben an dem rohen Ton und der sinnlichen Lust, der sich in dergl. Weidmanns Romanzen ausspricht.“