Es wollt ein Jäger jagen
wohl in des Himmels Thron
Was begegnet ihm auf der Heiden?
Maria die Jungfrau schon
Der Jäger den ich meine
der ist uns wohl bekannt
Er jaget mit einem Engel
Gabriel ist er genannt.
Der Jäger blies ein Hörnlein
es laut sich also wohl
Gegrüsset seist du Maria
du bist aller Gnaden voll
Gegrüsset seist du Maria
du edle Jungfrau fein
Dein Leib der soll gebären
ein kleines Kindelein
Dein Leib der soll gebären
ein Kindlein ohn alle Mann
Der Himmel und auch Erden
einmal bezwingen kann
Maria die viel reine
fiel nieder auf ihr Knie
Wenn sie bat Gott vom Himmel
sein Wille geschehe an mir
Dein Wille der soll geschehen
ohn sonder Pein und Schmerz
Da empfing sie Jesum Christum
in ihr Jungfraulich Herz.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1925 „Der Jäger geistlich“)
Auf diese Melodie soll auch „Es kommt ein Schiff geladen“ gesungen worden sein.
Text hier nach E, Rotenbuchr, Bergkreyen, Nürnberg 1551, Nr. 8 und einem fliegenden Blatt, Augsburg, Manger. (Abdruck WK. 1481, S. 127,) Derselbe Text auch in Rhaw’s Gsgb. 1589. Bl. 256. Uhland 338. WK, II, 1137 ff.
In der ursprünglichen Fassung dieses „geistlichen Jägerliedes“ findet der Jäger im Wald drei junge Frauen, entführt die jüngste mit Gewalt und bringt sie auf das Schloß zu seinem Herrn, der die junge Frau missbraucht und schwängert. Die Geschichte steht in einer Heidelberger Handschrift von 1516. Es gibt eine konkrete Ortsangabe, ein Schloß im Allgäu, das zehn Jahre nach der Niederschrift von aufständigen Bauern in den Bauernkriegen zerstört wird. Weitere zehn Jahre später wird das Lied christlich umgewandelt. Die junge Frau ist jetzt Maria und der Herr ist Gott. Maria wird bekanntlich schwanger ohne Geschlechtsverkehr.