Es wollt ein Hirtlein treiben aus
er trieb wol in den Wald hinaus
Und wie er kam in Wald hinein
hört er ein kleines Kindlein schrein
Ich hör dich wohl ich seh dich nicht
ich hör daß du ein Kindlein bist
Ich bin im hohlen Baum versteckt
mit Dorn und Disteln zugedeckt
Ach Hirtlein liebes Hirtlein mein
ach nimm mich mit ins Dorf hinein
Nimm du mich mit ins Hochzeitshaus
wo meine Mutter ist die Braut
Und wie das Kind zur Thür nein kam
da fing es bald zu reden an
Grüß Gott grüß Gott ihr Hochzeitsgäst
meine Mutter sitzt dort im Winkel fest
Wie könnt ich deine Mutter sein
ich trage von Raut ein Kränzelein
Trägst du von Raut ein Kränzelein
du hast geborn drei Knäbelein
Das eine hast du in Mist vergrabn
das andre in die See getragn
Mich hast du in hohlen Baum gesteckt
mit Dorn und Disteln zugedeckt
Ja wenn dies in der Wahrheit wär
so wollt ich daß der Satan käm
und mir das grüne Kränzlein nähm
Das Wort war kaum aus ihrem Mund
der Satan in der Türe stund
Er bat gar bald die Braut sich aus
er flog mit ihr zum Fenster hinaus
Er faßt sie bei der linken Hand
und führt sie in den höllischen Tanz
Behüt euch Gott ihr Hochzeitsgäst
und haltet eure Kinder fest
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Diese Fassung mehrfach mündlich überliefert aus Winzig und Oppeln , Schlesien
abgedruckt in Ludwig Erk : Deutscher Liederhort (1856, Nr. 41a „Kindesmörderin“)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Lieder über uneheliche Kinder, Schäferlieder
Liederzeit vor 1856 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Mutter • Orte: Schlesien
Geschichte dieses Liedes: Es trieb ein Schäfer den Berg hinan
Anmerkungen:
Anmerkungen von Erk zu verschiedenen Versionen des Liedtextes:
- 1: Es trieb ein Hirtlein oben naus er trieb bis in den Wald hinaus —
- 2: Und wie er in den Wald naus kam da fing ein Kind zu schreien an —
- 2,2: da hört er eine Stimme schrein —
- 5: Ach nimm mich mit ins Dorf hinein, meine Mutter wird heut ein Bräutlein sein — mein Mutter ist heut ein Bräutelein —
- 8,1: Guten Tag guten Tag ihr Hochzeitsgäst! — Gott grüß euch, Gott ihr Hochzeitsgäst —
- 9,2: ich trag ein grünes (ein grün grün) Kränzelein–
- 10: Du kannst schon meine Mutter sein — Unter deinem grün grün Kränzelein hast du geborn drei Söhnelein —
- 11: Das eine hast du in Mist versenkt das andre in der See ertränkt — das andre in das Meer (in Born) getragn
- 12: Mich hast du in ein hohle Weide gesteckt, mit Birkenrinde zugedeckt —
- 13: Und wenn dies Wort wahrhaftig wär , so wollt ich daß der Böse käm und mir den Rautenkranz wegnähm —
- 14: Sie hatte das Wort kaum ausgeredt da kam der Böse und holt sie weg — Und als die Braut das Wort aussprach, so kam der Teufel und holt sie ab —
- 16: Er flog mit ihr zum Fenster naus in einen großen Dornenstrauch — Er flog bis ans die steinern Brück , zerriß sie dort in tausend Stück —
- 17 Gute Nacht gute Nacht ihr Hochzeitsgäst! ich bitt seid euern Kindern fest!