Es wollt ein Hirtlein treiben aus
er trieb wohl vor den Grunwald naus
Und wie er vor den Grunwald treibt
da hört er schrein ein Kindelein
Ach sag mein Kindlein wo du bist
ich hör dich schon ich seh dich nicht
Ich bin im hohlen Baum versteckt
mit Eichenspänlein zugedeckt
Ach nimm mich nimm mich Hirtelein
und trag mich in die Stadt hinein
Und trag mich in dasselbige Haus
dort wo meine Mutter ist die Braut
Ei Mutter nimm ab dein Kränzelein
du hast geborn drei Söhnelein
Das eine hast du in Mist versenkt
das ander hast du im Wasser ertränkt
Und mich hat Christ der Herr ernährt
daß mich nicht habn die Würmlein verzehrt
So wahr daß ich deine Mutter bin
komm auch der Geier gleich nach mir
Und wie die Braut das Wort aussprach
der Geier zu der Tür rein facht
Guten Tag guten Tag ihr Hochzeitsleut
die Braut die soll mein eigen sein
Er tanzt mit ihr den ersten Tanz
er drückt ihr s´Blut zu den Nägeln raus
Hätt mich mein Vater recht erzogn
so hätt mich die Hölle nicht betrogn
Dein Vater hat dich recht erzogn
dein falscher Sinn hat dich betrogn
Er nahm sie bei dem roten Rock
er schwang sie vor sich auf sein Roß
Er ritt bis vor ein weiße Thür
stund unser liebe Frau dafür
Nun wart nun wart du Allerleutsbraut
du hast gar wenig auf mich getraut
Er ritt bis vor ein schwarze Tür
stunden drei höllische Geier dafür
Er ritt bis vor ein Haselstock
er nahm sie bei dem roten Rock
Er ritt bis vor ein steinern Brück
dort riß er sie in tausend Stück
Da lieg bis auf den jüngsten Tag
bis ich dich wieder holen werd
Text: Verfasser unbekannt – in: J. G. Meinert: Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens , 1817 ,
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 41c)