Es wollt ein Herr ausreiten
er ritt wohl in die Weite
Er ritt wohl übern geweihten Kirchhof
da schrieen ihm die Toten nach
Reit sachte o lieber Herre mein
du reitest mir über mein Gräbelein
´S ist heutigen Tags ein Jahr gewest
und daß du mich erschlagen hast
Hab ich dich gleich erschlagen
die Sünde muß ich tragen
Ich hab mir genommen dein Wittfräulein
ich erzieh dir deine Waiselein
Mit was ziehst du meine Kindlein groß
mit Beten Schlägen und scharfer Not?
Hättst du mich lieber am Leben gelan
ich hätt mir sie wollen schon selber schlan
Ich laß meiner Frau mittesagen
sie soll nicht so weinen und wehklagen
Sie soll nicht so weinen und traurig tun
sie stört mir meine ganze Ruh
Sie soll auf den Abend kommen zu mir
wenn alle die Leute werdn schlafen gehn
Wenn alle die Türen verschlossen sein
und alle die Gräber weit offen sein
Sie soll mir mittebringen
von weißer Leinwand ein Hemde
Das erst ist mir geworden so naß
was weint sie immer was tut sie das
Und wie der Herr zu Hofe einritt
die Frau ihm schon entgegen schritt
Bis mir willkommen o Herre mein
warum tust du denn so lange sein
Warum soll ich denn nicht lange sein
wenn mich die Toten aus den Gräbern anschrein
Dein vorger Mann läßt dir mittesagen
du sollst nicht so weinen und wehklagen
Du sollst nicht so weinen und traurig tun
du verstörst ihm seine ganze Ruh
Du sollst auf den Abend kommen zu ihm
wenn alle die Leute werdn schlafen gehn
Wenn alle die Türen verschlossen sein
und alle Gräber weit offen sein
Du sollst ihm mittebringen
von weißer Leinwand ein Hemde
Warum hast du gemacht ihm den Kittel so naß
ach lieber Gott warum tust du das
Ich will ihm ein Hemde lassen schneiden
von lauter Sammet und von Seiden
Von Sammet und Seiden und rotem Gold
weil ich an seinem Tod bin schuld
Der Herr der war nicht faule
er schlug die Frau ins Maule
Er schlug die Frau ins Angesicht
ist dir dein vorger Mann lieber als ich
Die Frau die nahm ihr ein Stecken
sie ging auf den Kirchhof wecken
Tu dich auf tu dich auf du Erdenkloß
und nimm mich hinunter in seinen Schoß
Was willst du denn hier unten tun
hier unten hast du keine Ruh
Hier unten hörst du kein Glockenklang
hier unten hörst du kein Priestersang
Hier unten hörst du kein Hahn nicht krähn
hier unten hörst du kein Wind nicht wehn
So geh nur wieder heime
und erzieh dir deine Waislein kleine
Erzieh sie dir alle groß und klein
daß sie ein wenig erzogen sein
Es reuet mich nichts so sehre
als wie nur des gar Klein in der Wiege
Was da weder reden noch sprechen kann
wenn ich dran denk geht michs Jammern an
Schließt euch ihr Gräbelein feste
die erste Treue die beste
Schließt euch ihr Gräbelein feste zu
auf dieser Welt hab ich keine Ruh
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Mitgeteilt durch Herrn Professor Hoffmann von Fallersleben –
Bei Ludwig Erk in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 46) heisst das Lied: Der Vorwirt