Es wohnte ein Krauter zu Frankfurt an dem Maine

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Es wohnte ein Krauter zu Frankfurt an dem Maine

Es wohnte ein Meister zu Frankfurt an dem Maine;
Der hielt sich Gesellen zu Zweien und zu Dreien
Und der erste, der sprach: Es ist mir gar nicht wohl
Der zweite war besoffen, der dritte, der war voll.

„Gesellen, Gesellen, es bleibt unter uns verschwiegen!
Wir wollen dem Meister Arbeit heute liegen!
Denn wir wollen ein wenig spazieren gehen
zur Herberg an dem Maine, wo schöne Mädchen stehn.“

Und als die Gesellen zur Herberg angekommen
Hat sie der Herbergsvater gar freundlich aufgenommen.
„Gesellen, Gesellen, willkommen sollt ihr sein!
Was wollt ihr hab´n zu essen, was trinkt ihr für ein Wein?“

„Zu essen woll´n wir haben den besten Schweinebraten!
Und was wir wollen trinken, das ist ganz leicht zu raten
Denn der fränkische Wein ist ein guter Wein,
Denselben woll´n wir trinken und dabei lustig sein!“

Und als die Gesellen gegessen und getrunken
Da schickte der Krauter den rotzigen Lehrjungen:
„Gesellen, Gesellen, nach Hause sollt ihr komm´n,
Den Abschied sollt ihr haben in einer Viertelstund´.“

Und als die Gesellen nach Hause sind gekommen
Da hat sie der Krauter gar patzig aufgenommen:
„Ihr scheint mir die rechten Gesellen zu sein,
Zum Fressen und zum Saufen; zur Arbeit hab´ ich kein´!“

Da schnürten die Gesellen ihre Ranzen auf den Rücken
Und wanderten über die Sachsenhäuser Brücken
Da begegnete ihnen des Krauters Töchterlein,
„Gesellen, wollt ihr reisen, so bleib´ ich nicht daheim!“

Der erste, der nahm sie beim zarten, weißen Händchen;
Der zweite, der faßt sie ums dralle rote Röckchen
Und der dritte, der küßte sie mitten auf den Mund,
Da kam der Krauter gelaufen und bellte wie ein Hund!

Ach Krauter, ach Krauter, was wollt ihr denn nun haben?
Nach dreiviertel Jahren ein´ wunderschönen Knaben!
Und der soll ja auch werden ein Handwerksgesell,
damit er auch kann reisen zum Teufel in die Höll´!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894. Nr.1619 „Der Gesellen Rache“, ohne die beiden letzten Strophen)

Melodie und Text aus Oberhessen und dem Nassauerlande 1880. — Ähnlich Erk II. 4/5, Nr. 39 — Hoffmann. Schlesische Volkslieder 209 — Simrock 83. — Fiedler 22. — A. Müller Erzgebirgische Volkslieder S. 115. — Mittler 1518 (aus Hessen) — J. Lewalter IV. Nr. 45 — Zwei Schlußstrophen in gar zu derber Handwerksburschensprache und voller Gemeinheit mußten fortbleiben. Die 8. Str. beginnt: „Der Eine der faßte sie am Zippel-Zippel-Röckchen“…

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Liederzeit: vor 1840 : Zeitraum:
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Anmerkungen zu "Es wohnte ein Krauter zu Frankfurt an dem Maine"

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  • 1.1.: es wohnte ein krauter
  • 1.4: der dritte der war faul
  • 2.2. dem Krauter
  • 2.4: zu Frankfur an dem Maine die Mädels uns besehn

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