Es wirbt ein junger Grafensohn
Ums Königs feine Tochter
Er wirbt drei Jahr und sieben Jahr
Und konnt sie nicht erfreien
Und da die sieben Jahr ummer war n
Ein Brieflein tut sie schreiben
Leg du dir weibisch Kleiderlein an
Flecht dir dein Haar in Seide
Er reit vor seiner Schwester Tür
Schwester bist du da drinnen
Ach leih mir deinen braunseidenen Rock
Flecht mir mein Haar in Seide
Sie legt sichs aus und ziehts ihm an
Flecht ihm sein Haar in Seide
Sie legt ihm ein silber Gesteckmesserle dran
Er reit wohl über grün Heide
Und da er auf die Heid naus kam
Gar höflich tät sie singen
Da war der König und auch sein Kind
In einem hohen Zimmer
Ach Papa lieber Papa mein
Wer kann so höflich singen
Es singt fürwahr eine schöne Jungfrau
Daß’s durch die Berge tut klingen
Laß du sie nur reiten laß du sie nur gehn
Sie reit auf rechter Straßen
Und wenn sie heimkommt vor unser Schloßtor
Zum Stallknecht muß sie schlafen
Ach Papa lieber Papa mein
Das wär uns beiden ein Schande
Es schickt sich so mancher edle Herr
Sein Kind in fremde Lande
Da es nun war am Abend spat
vor die Schloßtür kam sie geritten
Sie klopft mit ihrem Goldringlein an
Feinslieb bist du da drinnen
Und als sie in das Schloß nein kam
Der König tat sie gleich fragen
Sei du uns willkommen du schöne Jungfrau
Oder hast du es ein Manne
Ich hab (es) kein Mann und will (es) kein Mann
Ein Jungfer will ich bleiben
Und wenn ich bei deiner Tochter (es) wär
Die Zeit tät sie mir vertreiben
Hast du (es) kein Mann und willst (es) kein Mann
Willst du ein Jungfer bleiben
So mußt du bei meiner Tochter schlafen
Ihr Bett ist klare Seiden
Und da es war um Mitternacht
Dem König träumts so schwere
Daß es fürwahr ein schön jung Knab
Bei seiner Tochter wäre
Der König und der war ein artlicher Herr
Bald tat er ein Licht anzünden
Er ging von Bett bis wieder zu Bett
Bis daß er die zwei tät finden
Ach Papa lieber Papa mein
Laß uns nur beide gewähren
Gott nährt so manchen Vogel in der Luft
Er wird uns auch ernähren
Im Elsaß 1771 von Goethe für Herder aufgezeichnet (s. Herder’s Nachlaß 1856 IS 161) Wenn man in Str 8 und 15 das Wort Papa durch Vater ersetzt ist die Sprache durchweg volkstümlich und alt. Die vorgesetzte Mel bei Forster gehört offenbar einem ähnlichen Lied ́an davon bloß die erste Strophe erhalten ist. (Böhme)