Es was einmal ein schnöder Mann
Der hatt ein Fräulein lobesam
Was tät er sich vermessen?
Der tät ihr groß Leid und Ungemach
Er gab ihr manchen harten Schlag
Des kunnt sie wohl nit vergessen
Der Mann wohl zu dem Weine ging
Das Fräulein zu ihren Nachbarn anfing
Ihr’n Jammer tät sie ihn’n klagen;
Derselben Fräulein waren drei
Die eine sprach: »Nun hörent mich
Was ich euch will sagen!
Wann es kummt auf den Abend spät
Dass der Mann vom Weine geht
In weiß wöll wir uns kleiden
Wir wollen mit dir Heime gahn
In einem Winkel wöll wir stahn
Drei Knüttel wöll wir bereiten
Wir wollen treten auf ein Ort
Dass wir hören seine Wort
Dass er uns nit finde
Wir wöllen uns dreien Marien gleichen
Und ihm die Haut gar wohl erstreichen
So er darnach wird ringen
Also beschlossen sie den Rat
Der Mann kam von dem Weine spat
Er fing bald an zu fluchen
„Wo bist du, du schnöde Haut?
An dir da kühl ich meinen Mut
Ich denk dich hie zu suchen“
Das Fräulein dem Mann entgegen ging
Mit guten Worten sie ihn empfing
Nach höfelichen Sitten
Er tät ihr groß Leid und Ungemach
Er gab ihr manchen harten Schlag
Unangesehn ihr Bitten.
Das Fräulein fiel nieder auf ihre Knie:
„Hilf mir, Maria Jacobe
Hilf du mir viel Armen!
Hilf mir, Maria Salome!
Ihr lieben Marien alle drei
Lasst euch mein Leiden erbarmen!“
Wie bald die Marien das vernehmen
Aus dem Winkel sie da kamen
Sie schwiegen alle drei so stille
Allda Hub sich groß Wunderspiel
Sie gaben ihm der Streich‘ so viel
Es ging nach ihrem Willen
Kumm mir zu Hilf, o du mein Gott!
Was tun euch die Schläge so noch?
Künnt ihr nit im Himmel bleiben? —
Hast du bei Gott so viel der Macht
Daran so Hab ich nit gedacht
Von Wunder will ich da schreiben
Das Fräulein fiel nieder auf ihre Knie:
„Hör auf, Marie Jacobe!
Laßt meinem Mann sein Leben!
Hör auf, Marie Salome!
Ihr lieben Marien alle drei.
Groß Opfer will ich euch geben!“
Wie bald die Marien das erhörten
Von den Schlägen sie sich kehrten
Und aus dem Hause verschwunden;
Der Mann ward von den Schlägen krank
„Mein liebes Weib Hab immer Dank!
Ich bin ein armer Sünder!“
Ihr Männer, habt eure Weiber lieb
dass ihr nit habt ein steten Krieg!
Das will euch jetzt sagen
Der Weiber List send geschwind und schnell
Hüt du dich, mein gut Gesell!
Ich warn dich vor dem Schaden.
Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 905, ohne Melodie)
Fliegendes Blatt Straßburg bei Thiebolt Berger (c. 1570): „Von dreyen lieben Frawen.“ Auch im Ambraser Liederbuch Nr. 228. Aus beiden Quellen bei Uhland Nr. 295.