Es war einmal eine Jüdin
ein wunderschönes Weib
Sie hatte so schöne Locken
ihr Haar hat sie geflochten
zum Tanze war sie bereit
„Ach Mutter, liebe Mutter
Mein Herz und das tut weh
Könnt ich nicht ein Kurzweile
Spazieren auf Licker und Heide
bald wird es mir vergehn“
„Ach Tochter, liebe Tochter
dies kann und darf nicht sein
das wär ja eine Schande
fürs ganze Jüdische Lande
wenn eine Jüdin zum Tanze ging“
Die Mutter dreht sich herummer
Die Jüdin macht einen Sprung
Sie sprang über Gassen und Strassen
wo Herren und Schreiber sassen
Den Schreiber hatte sie lieb
„Ach Schreiber, lieber Schreiber
Mein Herz und das tut weh
Kann ich nicht ein Kurzweile
in euren Armen leien
bald wird es mir vergehn“
Der Schreiber dreht sich herummer
er schaut die Jüdin an
„Wenn du dich liessest taufen
und Christin liessest heissen
Frau Schreiberin sollst du sein“
Die Jüdin dreht sich herummer
Und schaut den Schreiber an
„Viel lieber will ich mich erhängen
ins tiefste Meer ertränken
wie eine Christin sein“
Der Schreiber dreht sich herummer
er schaut die Jüdin an
„Lass mich in meinem Lande
bleib du in deinem Stande
Ich will mir ein andere frein“
Die Jüdin dreht sich herummer
und schaut den Schreiber an
„Schreib hin in Gottes Namen
Schreib Lieb und Lieb zusammen
Frau Schreiberin will ich sein
„Schreib hin in Gottes Namen
Schreib Lieb und Lieb zusammen
ein Christin will ich sein“
Wer hat das neue Lied gemacht
Wer hat es nur erdacht?
„Es hat´s geschrieben ein Schreiber
für alle junge Weiber
er hat ein Jüdin zum Christ gemacht
Diese Fassung des Liedes „Schöne Jüdin“ (Stolze Jüdin) in:
Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen Band II (1928)