Es war einmal ein Mädchen
Haltend auf Ehre viel
Und das dem Gutsherrn so gefiel
Auf seinem Weg begegnets
Dem Gutsherrn sonder Scham
Der hergeritten kam
Er sprang vom Pferd zur Erde
Umarmte sie geschwind
O küsse mich doch schönes Kind
O Gott sprach sie mit Zittern
Zu dem gestrengen Herrn
Ach ja von Herzen gern
Beruhige dich brauns Mägdlein
Und schenk dein Herze mir
Denn ich bring doch nur Glücke dir
Nimm hin nimm hin dies Ringlein
Die Uhr von Golde fein
Und alles Geld sei dein
Im Weinberg ist mein Bruder
Und tät er solches sehn
So würd er schnell zum Vater gehn
Steigt Herr doch auf den Felsen
Und seht ins tiefe Tal
Dort seht ihr ihn zumal
Da nun der Gutsherr folgte
So sprang das schlaue Kind
Wohl auf sein rasches Pferd geschwind
Will mich dem Herrn empfehlen
Und puff da ist sie fort
Der gnädge Herr bleibt dort
Daraus nun könnt ihr lernen
Wie man den Bösen fängt
Wenn man nur ernstlich daran denkt
Doch solche liebe Mädchen
Voll Tugend Keuschheit Ehr
Gibt es jetzt gar nicht mehr
Text: Übersetzung aus dem Französischen von O. L. Wolff (1831)
Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895