Es war einmal ein hübsches Ding
von Farben und Gestalt
Ein kleiner, bunter Schmetterling
erst wenig Stunden alt
Sein breit und doppelt Flügelpaar
war purpurrot und blau
Gesäumet war es mit Golde gar
das trug er recht zur Schau
Zu allen Blumen flog er hin
Und wie mein Märchen spricht
rief er: Seht doch, wie hübsch ich bin!
gefall ich euch denn nicht?
Gewiß, kein Mädchen ist so schön,
So schön wie ich geputzt
kein junger Herr, ihr müsst´s gestehn
der ganz in Golde stutzt,
Gleicht mir. Hier traf von ungefähr
Der kleine, bunte Mann
Im Klee, von süßer Beute schwer,
Ein Bienchen saugend an
„Weg, Biene!“ schrie er, „packe Dich!
Wie häßlich siehst Du aus!“ —
„Tor!“ sprach sie lächelnd; „kennst Du mich?
Komm erst und sieh mein Haus!
Verdienst nur ist es, glaube mir
womit man stets gefällt
Wo aber gibt dein Putz es Dir?
Was nützt dein Putz der Welt?“
Text: Friedrich Justin Bertuch (1772)
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)