Es war einmal ein Gärtner
Der sang ein traurigs Lied.
Er thät in seinem Garten
Der Blumen fleißig warten,
Und all sein Fleiß geriet
Er sang in trübem Mute
Viel liebe Tage lang.
Von Tränen, die ihm flossen,
Ward manche Pflanz begossen.
Also der Gärtner sang!
Das Leben ist mir traurig
Und gibt mir keine Freud
Hier schmacht ich, wie die Nelken,
Die in der Sonne welken
In bangem Herzeleid
Ei du, mein Gärtnermädchen
Soll ich dich nimmer sehn?
Du mußt in dunkeln Mauren
Den schönen Mai vertrauren?
Mußt ohne mich vergehn
Es freut mich keine Blume,
Weil du die schönste bist.
Ach, dürft‘ ich deiner warten,
Ich ließe meinen Garten
Sogleich zu dieser Frist,
Seh ich die Blumen sterben,
Wünsch‘ ich den Tod auch mir
Sie sterben ohne Regen,
So sterb‘ ich deinetwegen.
Ach, war‘ ich doch bei dir!
Du liebes Gärtnermädchen
Mein Leben welket ab.
Darf ich nicht bald dich küssen,
Und in den Arm dich schließen
So grab‘ ich mir ein Grab.
Text: Johann Martin Miller (1775)
Musik: J. Fr. Ludwig Sievers (1778), weitere Kompositionen
„Bis um die Mitte unsres Jahrhunderts wurde das Lied viel gesungen wie die vielen Melodien und Textdrucke bezeugen.“ (Böhme, 1895). Das Lied diente als Vorlage für ein 3-strophiges Volkslied mit gleichem Anfang.