Es steht ein Lind in jenem Tal
Ist oben breit und unten schmal
Ist oben breit und unten schmal
Darauf da sitzt Frau Nachtigall
Du bist ein kleins Waldvögelein,
Du fliegst den grünen Wald aus und ein
Frau Nachtigall, du kleins Waldvögelein
Ich wollt, du sollst mein Bote sein
Ich wollt du sollst mein Bote sein
Und fahren zu der Herzliebsten mein
Frau Nachtigall schwang ihr Gefieder aus
Sie schwang sie für eins Goldschmieds Haus
Da sie kam für des Goldschmieds Haus
Da bot man ihr zu trinken heraus
Ich trink‘ kein Bier und auch kein Wein
Dann bei guten Gesellen frisch und fröhlich sein
Ach Goldschmied, lieber Goldschmied mein
Mach mir von Gold ein Ringelein
Mach mir von Gold ein Ringelein
Es gehör der Allerliebsten mein
Und da das Ringlein war bereit
Groß Arbeit war daran geleit
Frau Nachtigall schwang ihr Gesieder auf
Sie schwang sich für eins Burgers Haus
Da sie kam für des Burgers Haus
Da lugt brauns Maidlein zum Fenster aus
Gott grüß euch, Jungfrau hübsch und fein
Da schenk ich euch ein Ringelein
Was schenkt sie dem Knaben wieder?
Ein Busch mit Kranichfedern
Die Federn waren wohlbereit
Es soll sie tragen ein stolzer Leib
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II 1893, Nr. 412a
Fl. Bl., Straßb., bei Thiebolt Berger (um 1570), bei Uhl. 15 A,. — Das Thema von der Botschaft der Nachtigall an Liebende kommt sehr viel im Volkslied, aber schon früher bei Minnesingern vielfach vor. So singt Heinrich v. Stretelingen: „Nachtegal, guot vogellin, miner frowen solt du singen in ire dre dar« (Bartsch, Liederb., S. 209).