Es steht ein Baum in Österreich
Der trägt Muskatenblumen
Die erste Blumen und die er trug
Die brach eins Königs Tochter
Darzu so kam ein Reuter gegangn
Er freit des Königs Tochter
Er freiet sie länger denn sieben Jahr
Er kunnt sie nit erfreien
Laß ab laß ab du junger Knab
Du kannst mich nit erfreien
Ich bin viel besser geboren denn du
Von Vater und auch von Mutter
Bist du viel besser geboren denn ich
Von Vater und auch von Mutter
So bin ich deins Vaters gedingter Knecht
Und schwing dem Rößlein das Futter
Bist du meins Vaters gedingter Knecht
Und schwingst dem Rößlein das Futter
So gibt dir mein Vater ein großen Lohn
Darmit laß dich genügen
Den großen Lohn den er mir gibt
Der wird mir viel zu saure
Wenn ander Knecht zum Schlafkämmerlein gehn
So muß ich zu der Scheure
Des Nachts wohl um die halbe Nacht
Das Mägdlein begunnt zu trauren
Sie nahm ihr Kleider an ihren Arm
Und ging wohl zu der Scheuren
Des Morgens da der Tag anbrach
Die Mutter begunnt zu rufen
Steh auf steh auf du gedingter Knecht
Und gib dem Roß das Futter
Das Futter das ich geben will
Das liegt in meinen Armen
Nächten Abend war ich euer gedingter Knecht
Euer Eiden bin ich worden
Daß du mein Eiden worden bist
Daß müß sich Gott erbarmen
Ich hab sie Ritter und Grafen versagt
Dem Schlemmer ist sie worden
Dem Schlemmer dem sie worden ist
Der kann sie wohl ernähren
Er trinkt viel lieber den kühlen Wein
Denn Wasser aus dem Brunnen
Der uns dies neue Liedlein sang
Er hats gar wohl gesungen
Er ist dreimal in Frankreich gewest
Und allzeit wiederkummen
Text; Verfasser unbekannt
Musik: Es liegt ein Schloß in Österreich
Fliegendes Blatt aus dem Ende des 15 Jahrhunderts: „Vier schöne newe Lieder“, das ander. Univers Bibl in Leipzig.
Deutscher Liederhort I (1893, Nr. 141a)