Es sollt sich ein Goldschmied schmieden
Von Gold ein Ringelein
Er schmiedet drei ganzer Morgen
Bei hellem Sonnenschein.
Und als er das Ringlein fertig hat
Da schenkt ers seinem Herzlieb:
„Sieh da, du Herzallerliebste
Hast du die Trau von mir!“
„Was soll ich mit der Traue tun
All die ich nicht tragen darf?“
„So sag, du hast sie gefunden
Im Laub und grünen Gras.“
„Soll ich denn meine Mutter belügen?
Das steht mir übel an
Viel lieber will ich sagen
Der Goldschmied will mich han
Ach Mutter, herzliebe Mutter
Ach gebt mir einen Rath:
Ein Goldschmied will mich freien
Ein Goldschmied geht mir nach.“
„Will dich ein Goldschmied freien,
Und geht dir ein Goldschmied nach
So schlag dein Äuglein nieder
Und biet ihm die Zeit vom Tag!
„Ach Mutter, herzliebe Mutter
Der Rath der ist nicht nicht gut;
Der Goldschmied ist mir lieber
Als all meines Vaters Gut.“
„Ist dir der Goldschmied lieber
Als all deins Vaters Gut:
So packe deine Kleider zusammen
Und lauf dem Goldschmied zu!“
„Ach Mutter, herzliebe Mutter
der Kleider hab ich nicht viel;
Gebt ihr mir fünfhundert Gulden
So kauf ich was ich will“
„Ach Tochter, herzliebe Tochter
Der Gulden hab ich nicht viel;
Dein Vater hat sie verrauschet
Beim Karten- und Doppelspiel.“
„Hat sie mein Vater verrauschet
Beim Karten- und Doppelspiel
Ei so muß ich Gott erbarmen
Daß ich seine Tochter bin!“
Diese Fassung von Ach Mutter liebe Mutter mündlich aus der Gegend von Bonn und Koblenz um 1820
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 37b)