Es saßen sechs Studenten
zu Frankfurt an dem Main
Schon seit vielen Wochen
fest geschlossen ein
Weil sie gestritten hatten
für ein freies Recht
Es saßen sechs Studenten
der freien Republik
Eines Montagmorgens entstand
ein großer Sturm
Da waren sie entflohen
aus dem hohen Turm
Und der Kerkermeister
sprach sich täglich aus
Wär ich der Bürgermeister
ich ließe keinen raus
Doch sie kehrten wieder
mit dem Stab zur Hand:
Wir sind freie Brüder
wir streiten fürs Vaterland
Wir sind keine Knechte
wir sind freie Herrn:
Wir streiten für die Rechte
für die Freiheit gern!
Sagt, ihr hohen Herrn
was bildet ihr euch ein?
Glaubt ihr, uns erschrecke
Purpurmantels Schein?
Gebt uns euren roten
Purpurmantel her
Der gibt rote Fahnen
für ein freies Heer
Wenn euch die Leute fragen
„Wo ist Robert Blum?“
So dürft ihr nur sagen:
„Der ist erschossen schon“
Er hängt an keinem Galgen
er starb an keinem Strick
sondern für den Glauben
der freien Republik
Einst, wenn man wird bitten
euch um Mitleid fleh´n
Denkt dann eurer Brüder
die jetzt zugrunde geh´n
denn die hohen Herren
haben Mitleid nicht
Und zu unsern Leiden
da lächelt ihr Gesicht
Diese Version von „Die freie Republik“ in Ulrich , Der Wanderfreund (Liederbuch) , Altona-Hamburg 1921/22, Nr. 299 abgedruckt in: Louis Mosberg Hrsg) , Frohes Lied , 1925 , S. 297 – auch in Bruno Kaiser: Die achtundvierziger , Weimar 1952 – nach Steinitz II , 1962