Es saß ein Eule ganz allein
wohl auf dem breiten Steine
da kam der Adler der schönste Waldvogl
Was machst du hier alleine
Und was ich hier alleine mach
ich bin ein arme Waise
der Vater ist mir im Krieg erschlagn
die Mutter gestorbn vor Leide
Ist dir der Vater im Krieg erschlagn
die Mutter gestorbn vor Leide
willst mich zu einem Manne habn
ich nehm dich zu einem Weibe
Die Eule streicht ihr´s Gefieder aus
sie schaut ihm unter die Augen
Ei Adler wärst der schönste Waldvogl
man darf dich wohl nicht trauen ?
Und wenn du mir nicht trauen willst
mein Ehr setz ich zu Pfande
Zieh du zuvor ich zieh dir nach
so ziehn wir aus dem Lande
Und wie sie kamen in Adlers Land
in Adlers sein Geniste
da gabs der Federn gar so viel
aus andern Vögeln gerissen
Ei seht nur seht ihr Mädel jung
und laßt euch nicht betrügen
die Knäblein die am schönsten sind
die sind die größten Lügner
Und wenn sie Eine betrogen han
so ziehn sie aus dem Lande
das gute Mädel mag sitzen bleibn
in lauter Spott und Schande
Text und Musik: Verfasser unbekannt – mündlich überliefert aus Schlesien , Waltdorf bei Neiße – mitgeteilt durch Hoffmann von Fallersleben vor 1856
in Deutscher Liederhort (1856)