Es ritt ein Räuber wohl über den Rhein
der konnte so wunderschön singen
ein Liedchen von dreierlei Stimmen,
ein Liedchen von dreierlei Stimmen
Ein Mädchen auf das Fenster sprang
und hörte den wunderschönen Gesang.
„Ach könnt ich so wunderschön singen,
ein Liedchen von dreierlei Stimmen!“
Er griff sie bei dem rothen Rock
und schwang sie auf sein hohes Roß.
Drauf giengs so geschwind und so balde,
durch einen stockfinsteren Walde.
Da kamen zwei Turteltäubchen her,
die setzten sich auf ein’n Haselstrauch.
Die konnten so wunderschön singen:
„Ach Mädchen, laß dich nicht verführen!“
Ach Räuber, du lieber Räubersmann,
laß mich noch dreimal schreien!
„Ja dreimal schreien, recht gerne,
doch nicht so weit in die Ferne.“
Den ersten Schrei und den sie that,
den that sie an ihren Vater:
„Ach Vater, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“
Den zweiten Schrei und den sie that,
den that sie an ihre Mutter:
„Ach Mutter, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“
Den dritten Schrei und den sie that,
den that sie an ihren Bruder:
„Ach Bruder, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“
Ihr Bruder war ein Jägersmann,
der schoß den Räuber wohl durch die Brust.
Das ging so geschwind und so balde,
in diesem stockfinsteren Walde.
Text und Musik: anonym – Diese Fassung von „Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried“ aus Nauheim bei Limburg (1885)
in: Erk-Böhme , Deutscher Liederhort –